Sie kommt. Die kalte Jahreszeit. Die Bewegung im Freien. Die Erkältung. Husten, Schnupfen, Halsweh, Kopfweh, Gliederschmerzen. Muss das sein? Wie kann ich eine Erkältung beim Sport verhindern? Darf ich mit einer Erkältung Sport treiben?
Laut einer Umfrage von Statista sporteln 14 Prozent der Befragten trotz einer Erkältung munter weiter. Damit bewegen sie sich auf dünnem Eis, denn eine lebensbedrohliche Herzmuskelentzündung klopft an.
Was ist eine Erkältung?
Ich habe draußen in der Kälte gesportelt. Jetzt schwillt und rinnt meine Nase. Oh nein! Ich bin erkältet. Weit gefehlt. Ich habe nur eine lokale Entzündung, wo kein Keim beteiligt ist. Morgen kann ich wieder ganz normal meinem Lieblingssport nachgehen. Von einer Erkältung spricht man, wenn Entzündungs-Keime auftreten, im Herbst und im Winter Viren, die hauptsächlich den obersten Respirationstrakt betreffen: Hals, Nasen Ohren und Bronchien. Diese Viren verursachen Symptome: Ich werde müde, fühle mich abgeschlagen, ich huste, habe Halsweh, spüre meine Nebenhöhlen.
Bei Körpertemperatur unter 38 Grad spricht man zumeist von einem grippalen Infekt. Grippal bedeutet, dass keine Influenza Viren im Spiel sind. Ich habe keinen schweren Krankheitswert und bin in ein paar Tagen wieder auf dem Damm. Gefährlich ist die wirkliche Grippe, die Influenza, hier bin ich schwer krank. Dann will ich, selbst als passionierter Sportler, null Sport machen. Diese Unlust ist eine gute Differentialdiagnose. Ich liege im Bett, finde jeden Weg zum Klo und sogar das Aufstehen schon mühsam. Mein Kreislauf liegt am Boden und meine Gelenks-Beschwerden fühlen sich an wie Rheuma. Die Anzeige meines Thermometers beginnt bei über 38 Grad. Ich kann nicht trainieren.
Wann darf ich nach einer Erkältung wieder anfangen?
Ein Richtwert sagt: Wenn ich wirklich Fieber hatte, also über 38 Grad, muss ich mich zwei Wochen auskurieren und mehrere Tage fieberfrei sein, um überhaupt mit lockerem Training wieder beginnen zu dürfen. Je nachdem wie lange und mit welcher Intensität ich krank war, aber alles unter vier bis fünf Tagen macht keinen Sinn. Verliere ich nicht wertvolle Trainingszeit, mit jedem Tag, an dem ich mich nicht aktiv draußen bewegen? Das Gegenteil ist der Fall. Laut Sportmedizinern soll man gar nicht trainieren, wenn man noch nicht den Wunsch hat zu trainieren. Denn zu frühes Training schadet und schwächt den Körper zusätzlich.
Anders verhält es sich beim grippalen Infekt. Vorgestern hatte mein Körper knapp über 37 Grad, gestern war unklar, ob mein Fieber steigt, also hatte ich in der unklaren Phase Sportverbot. Heute ist mein Fieber weg und ich fühle schon wieder Sport in mir. Offenbar hatte ich nur einen banalen Infekt. Ich darf sporteln, aber moderat eine Halbe- bis Dreiviertelstunde mit leichtem Joggen, das heißt weder Bergläufe noch Skifahren, denn auch beim Skifahren treibe ich kurzfristig meinen Puls in die Höhe.
Kann ich eine Erkältung rausschwitzen?
Das Rausschwitzen einer Erkältung ist eine falsche Volksmeinung. In Wahrheit kann ich keinen einzigen Keim aus der Blutbahn herausschwitzen. Auch in die Sauna gehen bringt nichts. Es gibt keine Studien, die belegen, dass ich dadurch einen grippalen Infekt schneller loswerde. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn ich schon innerlich glühe, dann belaste ich meinen Körper mit dem einen oder anderen Aufguss von außen zusätzlich. Mit einer Brausetablette hier und der anderen Kapsel dort senke ich meine Körpertemperatur für den Sportbetrieb. Hier liegt ein grober Fehler. Klar verbessern Medikamente meine Symptome. Das heißt ich fühle mich nicht so schlecht, was ja legitim ist, aber die Krankheitsphase wird dabei nicht verbessert. Fit für den Sport bin ich nur, wenn meine Körpertemperatur ohne Medikamente sinkt.
Wie kann ich eine Erkältung verhindern?
Sport in Form von Gesundheitssport schützt generell vor Erkältungen, weil er das Immunsystem stärkt. Wenn eine Grippewelle im Umlauf ist, meide ich öffentliche Verkehrsmittel, schüttle deutlich weniger Hände und rücke Menschen nicht allzu nahe. Trotzdem bleibe ich umgänglich. Von der Einnahme von hochdosierten Vitaminen, weil gerade Grippezeit ist, halte ich persönlich auch nicht viel. Wichtiger ist, dass ich mich immer ausgewogen ernähre und darauf achte, dass ich mit Vitaminen und Spurenelementen ausbalanciert bin.
Wie ziehe ich mich richtig an?
Gerade bei Ausdauersport im Freien mit winterlichen Temperaturen steht Funktionsausrüstung im Vordergrund. Ich ziehe mich nach dem Zwiebelprinzip an: Ich trage mehrere dünnen Schichten statt einen dicken Pullover. Beim Laufen setzte ich auf drei Lagen. Ein langarmiges Shirt, das Schweiß auffängt und abtransportiert, als mittlere Lage einen langen Fließpulli und als äußere Schale eine Jacke, die Feuchtigkeit hinaus lässt und Wind abhält.
Sehr wichtig ist, dass ich meine Akren schütze, die Körperteile, wo die Wäsche nicht hinkommt: Hals, Ohren und Kopf. Immerhin gehen 30 bis 40 Prozent, der Körperwärme über den Kopf verloren. Ich ziehe die Haube dem Stirnband vor und wechsle nach dem Sport, wenn ich verschwitzt bin, sofort die Haube, damit mein Kopf trocken bleibt. Ein Garant für eine Verkühlung ist, die Haube nach dem Sport abzunehmen, das öffnet dem kalten Wind Tür und Tor.
Was passiert, wenn ich trotz Erkältung Sport treibe?
Sport mit Erkältung bedeutet eine große Gefahr für die Gesundheit. Die oben stehenden Tipps können Negativfolgen verhindern. Das Schlimmste, was passieren kann ist eine Herzmuskelentzündung, die infolge einer Infektion auftritt: die so genannte Myokarditis. Auslöser dafür sind häufig Viren aber auch Bakterien, beispielsweise bei einer eitrigen Mandelentzündung. Ich erkenne eine Myokarditis, an Abgeschlagenheit, Schwäche und Herzstolpern.
Die Erkrankung ist lebensbedrohlich und kann bei früher Erkennung gut mit Antibiotika behandelt werden und ausheilen. Entscheidend ist eine engmaschige Betreuung, über drei bis fünf Monate, bis man wieder Sport treiben kann. Ohne Freigabe des Arztes darf man keinesfalls auf die Laufstrecke oder den Lieblingshang zurückkehren, selbst wenn man sich selbst schon fit fühlt.