Fehlbildungen im Kopf-, Hals- und Gesichtsbereich betreffen meist Kinder. Diagnose und Behandlung brauchen die nahtlose Zusammenarbeit vieler verschiedener medizinischer Disziplinen. Deshalb haben die tirol kliniken gemeinsam mit der Medizinischen Universität Innsbruck das Craniofaciale Zentrum ins Leben gerufen.
Als craniofaciale Fehlbildungen bezeichnet man angeborene Fehlbildungen im Kopf-, Hals- und Gesichtsbereich. Typische Beispiele sind Lippen- und Gaumenspalten, Verformungen des Schädels, der Ohren oder Augen. Die Auswirkungen gehen meist über ästhetische Aspekte hinaus und erfordern die Expertise und Zusammenarbeit zahlreicher Fachrichtungen. „Ein betroffenes Kind beziehungsweise seine Eltern können nicht wissen, was, wann und wo am besten behandelt wird und es ist eigentlich nicht zumutbar, dass sich Patienten selbst um übergreifende Termine an mehreren Kliniken bemühen müssen“, bringt es Gerhard Pierer, Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie und Sprecher der Mitgliederversammlung auf den Punkt. „Genau das ist einer der Hauptgründe für die Bildung dieses Zentrums. Egal wo ein Betroffener anklopft. Er hat die Sicherheit, dass alle gemeinsam die für ihn beste Behandlung finden.“
Den konkreten Fall beschreibt Claus Pototschnig, geschäftsführender Oberarzt an der Univ.-Klinik für HNO und Leiter des Craniofacialen Boards: „Es ist egal auf welchem Weg der Patient zu uns findet. Vom Hausarzt überwiesen oder über direkten Kontakt. Und es ist egal, in welcher Abteilung der Erstkontakt erfolgt. Alle relevanten Kliniken erstellen gemeinsam einen individuellen Behandlungsplan für jede Patientin und jeden Patienten. Und zwar von Diagnose über Behandlung bis zur Nachsorge.“ Das Zentrum ist bereits seit 2019 aktiv und betreut seither rund 50 PatientInnen pro Jahr.
Dank der Einbindung der Medizinischen Universität wird das Thema Craniofaciale Fehlbildungen auch wissenschaftlich begleitet. Mit Christine Fauth ist außerdem eine Vertreterin des Instituts für Humangenetik im Zentrum tätig: „Fehlbildungen können erblich bedingt sein und hier gilt es die Hintergründe genau zu eruieren, um den betroffenen Familien auch beratend zur Seite stehen zu können.“ Die Kooperation und Vernetzung mit der Forschung bedeuten auch, dass neue Behandlungsmethoden in klinische Routine übergehen, überprüft werden und den Betroffenen schnell zur Verfügung stehen können („bench zu bedside“).
Beispiele für Fehlbildungen
Ohren: Die Rekonstruktion der Ohrmuschel erfolgt von der Plastischen Chirurgie, die Herstellung des Gehörs von der HNO- und HSS-Klinik, die genetischen Ursachen untersucht die Humangenetik.
Bei Kiefer- und Zahnfehlstellungen oder Funktionsstörungen braucht es die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie die Kieferorthopädie. Immer involviert sind außerdem Radiologie und Anästhesie. Bei Kindern ist die Kinderklinik mit dabei und wenn die Fehlbildung schon in der Schwangerschaft festgestellt wird, dann ist auch die Gynäkologie eingebunden.
Natürlich steht allen PatientInnen bei Bedarf auch psychologische Unterstützung oder Betreuung durch SozialberaterInnen zur Verfügung
Diese Fächer sind im Craniofacialen Zentrum Innsbruck vertreten:
- Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin
- Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
- Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
- Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen
- Institut für Humangenetik
- Klinik für Kieferorthopädie
- Department Kinder- und Jugendheilkunde
- Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
- Klinik für Neurochirurgie
- Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
- Department Radiologie
Auskünfte und Kontakt
Für Auskünfte und Informationen ist das Zentrum gerne von Montag bis Freitag, von 09:00 bis 11:00 Uhr unter +43 50 504 22707 erreichbar. Alle Information zum Zentrum finden Sie unter cfc.tirol-kliniken.at.
Bilder: (tirol kliniken/Gerhard Berger)