Viele Eltern mit kleinen Kindern kennen das Problem. Der Arzt verschreibt Augentropfen, Nasenspray oder Hustensaft. Im langen Beipackzettel finden sich allerdings keine Hinweise, wie man sein Kind davon überzeugt, sich diese Medikamente auch verabreichen zu lassen. Manchmal hilft Bestechung, ab und zu ein Ablenkungsmanöver, es kommt aber auch vor, dass Kind und Eltern mit den Nerven am Ende sind bis die Medizin dort ist, wo sie hin gehört. Klaus Kapelari, Oberarzt an der Pädiatrie I und Leiter der Allgemeinen Ambulanz an der Innsbrucker Kinderklinik und Gertraud Gstrein, Leitende Diplompflegerin auf der Pädiatrie, Station A geben wertvolle Tipps aus der täglichen Praxis an der Kinderklinik.
Ab welchem Alter können Tabletten verabreicht werden?
Kapelari: Typischerweise ab dem Schulalter, also ca. mit sechs Jahren. Es gibt Kinder, die das schon früher bewältigen (ab 2-3 Jahren) – das ist aber eher selten. Es gibt sogar Erwachsene, die Tabletten nicht schlucken können.
Wie kann man Tabletten kindgerecht aufbereiten?
Kapelari: Ob man Tabletten zerstoßen oder aufweichen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab: vom Inhaltsstoff, damit verbunden vom Ort der Aufnahme im Darm und davon, ob die Magensäure „überstanden“ wird. Filmtabletten dürfen normalerweise nicht zerstoßen werden. In der Gebrauchsinformation eines Medikaments steht üblicherweise angeführt, ob eine Tablette geteilt, zerkleinert oder zerkaut werden darf.
Womit darf man Tabletten vermischen?
Kapelari: Auch das hängt leider vom Inhaltsstoff ab. So dürfen z. B. Eisenpräparate nicht mit Milchprodukten oder Schwarztee eingenommen werden, da das die Aufnahme und somit die Wirksamkeit beeinträchtigt. In Kombination mit Eisen sind Säfte mit Vitamin C zu empfehlen, da sie die Aufnahme verbessern. Auch hier sind die notwendigen Informationen immer in der Gebrauchsinformation enthalten.
Gstrein: Wenn die Inhaltsstoffe es zulassen, eignen sich Sirup, Milch, Joghurt oder Obstbrei…. Achtung: Tabletten oder Pulver sollte man nur mit einer kleinen Menge Nahrung/Milch vermischen, damit die Verabreichung gesichert ist.
Kann man manche Substanzen auch als Sirup in der Apotheke anmachen lassen?
Kapelari: Es gibt einen Sirup (Syrspend) in dem verschiedene Medikamente oder Substanzen, die es sonst nur als Tabletten gibt, in der Apotheke in kindgerechten Konzentrationen hergestellt werden können.
Gibt es eine Möglichkeit das Schlucken von Tabletten zu üben?
Kapelari: Es gibt meines Wissens keine speziellen Übungen. Man sollte es auch zuhause nicht unbedingt forcieren, da prinzipiell das Risiko besteht, dass die Tablette statt in die Speiseröhre in die Luftröhre rutscht (= Aspiration).
Wie tropft man Augen, Nase oder Ohr ein?
Kapelari: Bei den Augentropfen gibt es verschieden Techniken, die man probieren kann. Eigentlich funktioniert es ganz gut im Liegen und bei ganz kleinen Kindern vorzugsweise zu zweit. Bei Augentropfen müssen die Augenlider mit der einen Hand gespreizt werden, während die andere Hand eintropft.
Gstrein: Am einfachsten geht es, wenn man nur das Unterlid nach unten zieht und eintropft. Die Tropfen verteilt sich dann durch den Lidschluss. Vieles kann man den Kindern vorab spielerisch erklären.
Was sind geeignete Inhalationsmethoden für kleine Kinder?
Kapelari: Bei kleinen Kindern sollten keine Pulverinhalatoren verwendet und auch die Sprays nicht direkt angewendet werden, immer nur mit einem sogenannten Spacer.
Gstrein: Es gibt Inhalationshilfen mit Maske zur Inhalation von Sprays (z.B. Aerochamber) oder Feuchtinhalationen.
Gibt es Wirkstoffe, die Kinder keinesfalls inhalieren dürfen?
Gstrein: Auf keinen Fall darf mit heißem Teeaufguss inhaliert werden. Auch dürfen keine Öle z.B. Teebaumöl, Eukalyptus verwendet werden. Hier muss immer zuvor mit dem Kinderarzt gesprochen werden.
Gibt es ein korrektes Auftragen für Salben?
Gstrein: Bei Salben ist weniger oft mehr! Die Umgebung, wo aufgetragen wird muss sauber sein.
Vielen Dank für das Interview!
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