Ehrenamt, das.
Wortart: Substantivum, Neutrum.
Worttrennung: Eh|ren|amt
Lautschrift: [ˈeːrənʔamt]
Bedeutung: [ehrenvolles] (besonders öffentliches) Amt, das überwiegend unentgeltlich ausgeübt wird.

So definiert der Duden den Begriff des Ehrenamts. Doch jede Person, die sich schon einmal freiwillig engagiert hat, weiß, dass sich dahinter viel mehr verbirgt. Anlässlich des Tag des Ehrenamts am 5. Dezember zeigen wir die besondere Rolle des Ehrenamts im Krankenhaus auf und warum der soziale Kontakt für PatientInnen so wichtig ist.

KlientIn: PatientIn.

Was viele nicht wissen: Auch im Krankenhaus hat das Ehrenamt seinen Platz. Patientinnen und Patienten, die längere Krankenhaus-Aufenthalte erleben oder keine Angehörigen in unmittelbarer Nähe haben, freuen sich über etwas Abwechslung im Klinikalltag. Denn auch wenn die Digitalisierung mit WLAN, Smartphones und Fernsehen Einzug in die Krankenzimmer gehalten hat, ersetzt das nicht den zwischenmenschlichen Kontakt. Spaziergänge, Einkäufe oder gemeinsames Lachen leben vom persönlichen Austausch.

Verein Klinikbrücke: Besuchs- und Lotsendienste in den tirol kliniken

Der Verein Klinikbrücke organisiert mit rund 80 ehrenamtlichen Mitgliedern regelmäßige Besuchs- und Lotsendienste in allen Einrichtungen der tirol kliniken: am Landeskrankenhaus Innsbruck, am Landeskrankenhaus Hall, in der Landes-Pflegeklinik Tirol, sowie am Landeskrankenhaus Hochzirl-Natters. Interessierte Neuzugänge vereinbaren nach dem ersten Kennenlernen einen Schnupper-Termin mit erfahrenen Ehrenamtlichen. Anschließend startet ein umfangreicher Einführungskurs zur Tätigkeit im Krankenhaus. Die klinischen Schnittstellen, Kommunikation, persönliche Grenzen, Verschwiegenheit, Hygiene, Erste-Hilfe und Begleitung von älteren Personen sind dabei wichtige Schulungsinhalte.

Der Klinikalltag wird abwechslungsreicher durch persönlichen Kontakt.

Das Besondere beim Ehrenamt im klinischen Umfeld ist, dass die Freiwilligen gut mit dem Thema Krankheit umgehen können müssen. Denn Besuche am Krankenbett sind nicht immer einfach und unbeschwert, manche Situationen können herausfordernd sein. „Mit einzelnen Personen ist gar kein Gespräch möglich, doch das spricht nicht gegen einen Besuch oder einen kurzen Spaziergang“, erzählt Stefan, ein Ehrenamtlicher, von seinen Besuchsdiensten in Hochzirl, „Auch wenn es nur 15 Minuten sind, die wir durch den Gang spazieren. So können manche aus einem anderen Fenster schauen, als den Rest ihres Tages.“

Ein neu gestalteter „Auszeit-Weg“ am Areal der Innsbrucker Klinik bietet auch Abwechslung im Freien: Im Rahmen des 72-Stunden-ohne-Kompromiss Projekts gestalteten Jugendliche die Spazierwege mit Wandmalereien und bunten Sitzbänken. So wird die Auszeit vom Klinikalltag noch farbenfroher!

Ein Regenbogen bringt Abwechslung ins Klinikareal.

„Grundsätzlich sind unsere Einsätze sehr positiv!“, schildert Marta Neukam, die Geschäftsführerin des Vereins Klinikbrücke, „Die Ehrenamtlichen erfahren viel Dankbarkeit und erleben auch Lustiges: Ein Patient hat einer Ehrenamtlichen nach mehreren Besuchen kurzerhand einen Heiratsantrag gemacht, da er sich so über eine weibliche Verstärkung zu Hause freuen würde.“

Seit dem letzten Jahr nimmt das ehrenamtliche Interesse vor allem bei jüngeren Personen zu. Neben Pensionierten möchten immer mehr Studierende und Berufstätige die Klinikbrücke unterstützen. Die Motive dahinter sind vielseitig: „Viele Menschen möchten ihre Zeit zur Verfügung stellen, weil sie verstehen, wie wertvoll etwas Abwechslung während des Krankenhausaufenthaltes sein kann.“, so Neukam, „Manche Ehrenamtliche wünschen sich selbst, Teil einer Gemeinschaft zu sein und etwas Neues zu lernen. Schließlich treffen sie sich durch ihre Dienste regelmäßig mit anderen Ehrenamtlichen und können sich über ihre Erlebnisse austauschen.“

Persönliche Erfahrungen aus dem Ehrenamt

Maria Steinmayr ist seit fünf Jahren als Ehrenamtliche an der Landes-Pflege Klinik Tirol (LPK) in Hall tätig. Über ihre Aufgabe erzählt sie uns in einem Interview:

Wie kommt man zu einem Ehrenamt an den tirol kliniken?

Ich wurde vor fünf Jahren von einer Bekannten auf die Klinikbrücke aufmerksam gemacht. Durch ihre Erzählungen und Erfahrungen wurde sofort meine Neugier geweckt und nach einem persönlichen Gespräch war mein Interesse endgültig vorhanden.

Wie lief Ihre Einschulung in diese Aufgabe ab?

Die Einschulung war perfekt organisiert und fand in Innsbruck statt. Es gab insgesamt fünf Einheiten/Themen:

  • Kommunikation & Wahrnehmung in der ehrenamtlichen Begleitung
  • Schnittstellen (Krankenhaus/Seelsorge/Entlassungsmanagement)
  • Meine Rolle im Ehrenamt
  • Abschluss der vorangegangenen Einheiten
  • Ehrfahrungsaustausch nach 3 Monaten

Somit wird man ausgezeichnet auf die Aufgabe vorbereitet und auch später durch verschiedene Kursangebote intensiv begleitet und unterstützt.

Welche ehrenamtlichen Aufgaben übernehmen Sie an der LPK?

Den Alltag anderer im Ehrenamt positiv verändern.

Nach einem Vorstellungsgespräch an der LPK wurde mir eine Dame zugeteilt, die ich wöchentlich für ca. zwei Stunden besuche. Wir gehen in den Garten, manchmal auch einkaufen, aber meistens will sie Karten spielen und ist glücklich, gemeinsam Zeit zu verbringen.

Kann man sich aussuchen, in welchem Bereich man gerne ehrenamtlich tätig wäre und in welchem Ausmaß?

Durch die vielfältigen Möglichkeiten und Aufgaben der Klinikbrücke wie Lotsendienst, Ambulanzbegleitung, Besuchsdienst, etc. kann man sich natürlich aussuchen, was man gerne machen möchte und worin man sich wohlfühlt. Je nach Dienst kann man sich die Zeit einteilen – allerdings ist eine gewisse Regelmäßigkeit sehr wichtig.

Wieso sind Sie als Ehrenamtliche an der LPK tätig?

Dadurch dass ich meiner Dame Zeit und Aufmerksamkeit schenken darf, kann ich sie unterstützen und ihr helfen. Mit kleinen Gesten (sie will nicht unbedingt beim Kartenspielen verlieren) kann ich ihren Alltag positiv verändern. Wenn ich sie so glücklich sehe, erfüllt mich mein Dienst mit großer Dankbarkeit und Freude.

Interesse am Ehrenamt?

Wer Interesse daran hat, den Patienten und Patientinnen der tirol kliniken ehrenamtlich Zeit zu schenken, kann sich gerne beim Verein Klinikbrücke melden unter der Telefonnummer +43 (0) 50 504 28541 bzw. per E-Mail an klinikbruecke@tirol-kliniken.at. Achtung: Aufgrund des aktuell herrschenden COVID-19-Lockdowns, sind die Besuchsdienste der Ehrenamtlichen vorübergehend eingestellt. Einer Kontaktaufnahme für zukünftige Tätigkeiten steht aber selbstverständlich nichts im Wege!

Bildnachweise: Jan Hetfleisch; tirol kliniken; AdobeStock_76049810