Die Innsbrucker Kinderklinik informiert in einem Info-Flyer zum Thema Antibiotika-Einsatz. Der Hintergrund: Antibiotika sind wichtige Arzneimittel, können aber auch Schaden anrichten. Dabei geht es nicht nur um Nebenwirkungen, sondern vor allem um die Bildung von Resistenzen.
Bei bestimmten Krankheiten helfen Antibiotika schnell und effizient: nämlich bei bakteriellen Erkrankungen. Gegen Viren können sie nichts ausrichten. „Erkrankungen, die bei Kindern häufig auftreten, wie Erkältungen, Grippe, Erbrechen oder Durchfall, werden oft durch Viren ausgelöst“, so Sabine Scholl-Bürgi, Oberärztin an der Innsbruck Kinderklinik. „Antibiotika helfen nur bei bakteriellen Infekten wie z.B. Scharlach, das durch Streptokokken ausgelöst wird oder bei schweren Entzündungen.“ Werden Antibiotika falsch eingesetzt bleiben sie nicht einfach nur wirkungslos, sondern können auch Schaden anrichten. Bakterien können nämlich durch falsch eingesetzte Antibiotika Resistenzen entwickeln. Das bedeutet, dass Medikamente bei durch resistente Bakterien verursachten Infekten keine Wirkung mehr haben. Jede Antibiotika-Einnahme kann außerdem Nebenwirkungen wie Magenprobleme oder Allergien verursachen.
Information und Aufklärung
„Wir alle wollen kranken Kindern so schnell wie möglich helfen“, betont auch Jörn Schönlaub, leitender Oberarzt der Notfallambulanz der Kinderklinik. „Ich verstehe Eltern, die nach Antibiotika fragen. Sie sind aber kein Allheilmittel. Deshalb wollen wir zum richtigen Antibiotika-Einsatz aktiv aufklären.“ An der Kinderklinik setzt man deshalb nicht mehr nur auf das Gespräch in der Klinik, sondern hat auch einen Info-Flyer gestaltet, der Eltern und Betreuungspersonen möglichst einfach aufklärt. „Gerade bei Antibiotika ist es sehr wichtig, sich genau an die Verschreibung zu halten und nicht eigenständig zum Beispiel die Einnahmedauer abzuändern. Im Zweifel lieber einmal öfter nachfragen“, sind sich Scholl-Bürgi und Schönlaub einig. Der Flyer ist in mehreren Sprachen verfügbar und wird in der Kinderklinik verteilt bzw. liegt in den Ambulanzen auf.
Resistenzen global am Vormarsch
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind „Antimikrobielle Resistenzen“ (AMR) eine große Gefahr für die globale Gesundheit. Jedes Jahr ruft die WHO deshalb die „AMR-Awareness-Week“ aus, eine Aktionswoche, um das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen. Die tirol kliniken haben dieses Jahr aktiv an der Aktionswoche teilgenommen und ein vielfältiges Veranstaltungs- und Informationsprogramm für Mitarbeiter:innen und Interessierte angeboten. Der Fokus lag auf den Risiken für unsere Gesundheit und unsere Umwelt durch Resistenzbildung. Rund 200 Mitarbeiter:innen haben an den Veranstaltungen teilgenommen, organisiert wurde die Aktionswoche von der Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement gemeinsam mit Mitarbeiter:innen der Fachgruppe „Gesundheit und Klima“.
Die Expert:innen:
- Jörn Schönlaub, leitender Oberarzt der Kinderklinik Innsbruck
- Sabine Scholl-Bürgi, Oberärztin an der Kinderklinik in Innsbruck und Mitglied der Fachgruppe „Gesundheit und Klima“ in den tirol klinken
Weiterführende Links zum Thema:
- Europäischer Antibiotikatag, Information des Bundesministeriums für Gesundheit
- World AMR Awareness Week der WHO
Fotos: tirol kliniken/Gerhard Berger