Arbeit und Gesundheit – vor allem bei Arbeitnehmern ab 50 tut sich hier oft ein Spannungsfeld auf. Im Gespräch: die Rehabilitationsmedizinerin Regina Stemberger.

Dr. Stemberger, warum haben Arbeitnehmer ab 50 Jahren andere Bedürfnisse?

Wir haben bei uns am Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation sehr viele Patientinnen und Patienten ab 50. Das liegt einfach daran, dass sich ab einem gewissen Alter Verschleißerscheinungen bemerkbar machen – wie etwa der Gelenke. Dazu kommt, dass im Alter auch häufiger onkologische, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen aus dem neurologischen Formenkreis auftreten. Deren Folgen beeinflussen die Patienten.

Soziale Kontakte und ein geordneter Alltag geben dem Leben Sinn.

Bis 60, 65 stehen diese Menschen ja noch voll im Berufsleben.

Genau! Und es ist auch wichtig, sie im Berufsleben zu halten. Denn nicht selten hat das einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden. Denken Sie etwa an die soziale Funktion von Arbeit. Regelmäßig zu arbeiten, bedeutet auch regelmäßige soziale Kontakte. Arbeit bietet auch eine geordnete Tagesstruktur und nicht selten einen Sinn im Leben.

Unser Bestreben muss also sein, die Menschen im Arbeitsprozess zu halten.

Langes Arbeiten bei Hitze oder im Stehen sind im Alter nicht fördernd.

Aber welche Bedürfnisse haben denn Arbeitnehmer mit gesundheitlichen Problemen?

Sie können häufig nicht mehr gut mit Faktoren umgehen, die in unserem Arbeitsleben normal sind: lange Arbeitszeiten, langes Sitzen oder Stehen, Hitze, aber auch ein hohes Arbeitspensum. Hier könnten Teilzeitmodelle helfen oder abwechslungsreichere Tätigkeiten. Die Arbeitsbedingungen müssen an den Menschen anpasst werden, nicht umgekehrt.

Was können Arbeitgeber tun, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter möglichst lange zu erhalten?

Präventiv kann hier viel gemacht werden – und wird auch viel gemacht! Angefangen von kostenlosen Gesundheitschecks, über Sportangebote, Arbeitsplatzberatung, Beratung in fit2work, Beratung durch Betriebsärzte oder Arbeitsmediziner, usw.

Symposium „Fünfzig plus: Spannungsfeld – Erwerbstätigkeit und Alter”


Am 30.06. und am 01.07.2017 findet das Symposium „Fünfzig plus: Spannungsfeld – Erwerbstätigkeit und Alter” am Arbeitsmedizinischen Zentrum in Hall statt. Dort wird es um die häufigsten medizinischen Problemstellungen gehen, aber auch um Strategien für die Zukunft.

Dr. Regina Stemberger ist Leiterin des Instituts für Physikalische Medizin am Landeskrankenhaus Hall, Vizepräsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Fachärzte für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Neuraltherapie und Österr. Delegierte der UEMS Section Physical and Rehabilitation Medicine.