Eine Erkrankung, ein Unfall oder höheres Alter können dazu führen, dass Patienten zu Hause Pflege oder Betreuung benötigen. Das private Umfeld ist in so einer Situation stark gefordert, denn viele Betroffene sind dabei auf ihre Familie angewiesen. In den tirol kliniken bieten das Entlassungsmanagement Pflege (EMP), aber auch die Schulung „Familiäre Pflege“ spezielle Beratung und Tipps für Angehörige. Michaela Brunner und Margarethe Rüf vom EMP an der Klinik Innsbruck erzählen von ihrem Alltag.
Das Entlassungsmanagement Pflege
Die speziell ausgebildeten Pflegemitarbeiter planen und koordinieren die Entlassung. „Wir kümmern uns um die Versorgung zu Hause. Das reicht von kostenloser Beratung zu Pflege- und Betreuungsmöglichkeiten über die Organisation von mobilen Pflegediensten oder -hilfsmitteln und weiteren Angeboten wie Hausnotruf und Essen auf Rädern bis hin zur Koordination z. B von mobiler Hospizbetreuung,“ sagt Michaela Brunner. Um ein bedarfsgerechtes Entlassungsmanagement umzusetzen, sind viele Informationen und meist mehrere Besuche beim Patienten nötig. „Mit diesem Angebot möchten wir die Betroffenen und ihre Angehörigen optimal auf die Pflegesituation zuhause vorbereiten.“
Voraussetzung ist die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen auf der Station und in anderen Bereichen wie der Sozialarbeit, dem Palliativ Konsiliardienst, den Memory Nurses oder den Diätologen und Physiotherapeuten. Wichtig ist auch der Informationsaustausch zwischen Krankenhaus und extramuralen Einrichtungen oder Diensten. Nur so kann ein fließender Übergang ohne Versorgungslücke entstehen. „Wir beraten aber nicht nur die Angehörigen, sondern schulen auch unsere Kollegen aus der Pflege bei speziellen Fragestellungen“, so Brunner.
Das Zuhause sicher und angenehm gestalten
„Viele ältere Menschen möchten so lange wie möglich selbstständig zu Hause leben. Daher geben wir auch gerne Tipps, um die eigenen vier Wände nach einem Krankenhausaufenthalt angenehm und sicher zu gestalten“, so Margarethe Rüf. Schon kleine Dinge können vor einem Sturz schützen, Unfälle vermeiden oder schlichtweg den Alltag erleichtern. „Stolperfallen reduzieren, um eine barrierefreie Mobilität zu unterstützen. Rutschgefahr vermindern, indem Klebestreifen auf Teppichen oder Stufen angebracht werden. Einrichtungshilfen wie ein Duschsitz oder Badewanneneinstieg, aber auch erhöhte Sitzflächen und Möbel wie das Bett oder ein Waschtisch unterstützen enorm. Das sind nur ein paar Hinweise, die von Angehörigen mitgedacht werden können.“
Schulung „Familiäre Pflege“
Wenn Angehörige die Betreuung und Pflege von pflegebedürftigen Personen zu Hause übernehmen, sollten sie auch gut auf diese herausfordernde Aufgabe vorbereitet werden. Die Schulung „Familiäre Pflege“ ist ein gemeinsames Projekt der Krankenhäuser in Innsbruck, Reutte und Zams und unterstützt Angehörige dabei, diese notwendigen Informationen bereits zeitnah im Krankenhaus zu erhalten.
In einer kostenlosen, zweiteiligen Schulung erhalten die Teilnehmer praktische Ratschläge und nützliche Anleitungen. „Wir informieren über sichere Raumgestaltung und Umgebungsanpassung, Hygiene, Körperpflege und Inkontinenz. Ein wichtiger Teil ist auch die Mobilisation und das Thema Sturz. Neben aktiver Hilfestellung für den Alltag gibt es auch umfangreiche Fortbildungsunterlagen“, sagt Margarethe Rüf, die bei den Schulungen als Trainerin unterrichtet.
Das Feedback der Teilnehmer ist sehr positiv. Es werden Dinge angesprochen, die häufig tabu sind, wie z. B. die Körperpflege. Der Austausch untereinander sowie Tipps und Tricks helfen, auch sensible Themen gut in den Griff zu bekommen. Die Einheiten dauern jeweils 2,5 Stunden und starten um 16:00 Uhr. Die Teilnahme ist vorerst für Angehörige von Krankenhauspatienten vorgesehen. Mitte Oktober wurde dieses Projekt mit dem österreichischen „Integri-Preis 2018“ in der Kategorie „Innovative Versorgungsinitiativen“ ausgezeichnet.
Wenn sich viele Puzzleteile zu einem Bild zusammenfügen
„Unsere Arbeit ist spannend und schön – gerade wenn man sieht, was man mit kleinen Dingen schon bewirken kann. Aber sie ist manchmal auch sehr fordernd. Speziell bei komplexeren Fällen ist es wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen, nicht zu werten und mit viel Empathie auch nicht ausgesprochene Bedürfnisse zu erkennen“, so Michaela Brunner. „Oft ist unsere Arbeit viel mehr als nur die Organisation einer Gehhilfe. Wir nehmen eine vermittelnde Rolle ein, die in viele Richtungen reicht – das verlangt nach Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Als Kienaesthetics-Trainerin mache ich gerne einen Vergleich: Jede menschliche Bewegung braucht ihre Zeit, ihren Raum, ihre Anstrengung. Dasselbe gilt auch bei einem Gespräch, sei es mit dem Patienten und deren Angehörigen, wie auch in unserem Alltag. Informationen, Sichtweisen und Standpunkte werden gesammelt und zu einem Bild zusammengefügt“, erklärt Margarethe Rüf.
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