Sucht man in der beliebtesten Suchmaschine der Welt nach „Kopfschmerzen“ erhält man derzeit fast 40 Millionen Treffer. Sprachlich versierte User können diese Anzahl auf beinahe 3 Milliarden Ergebnisse erweitern, wenn sie das englische Wort „headache“ eingeben. Dr. Internet genießt bei vielen Patient:innen ein hohes Maß an Vertrauen. Die Informationen aus dem Netz und die daraus resultierenden Selbstdiagnosen sind ein zweischneidiges Schwert, weiß Ivo Graziadei, Primar der Abteilung für Innere Medizin am LKH Hall.
Treten Beschwerden auf, starten viele Betroffene als erstes eine Internetrecherche. Das Netz enthält einen scheinbar unendlichen Wissenspool sowie unzählige Foren mit vermeintlichen Leidensgenoss:innen und das Beste ist – ein Termin ist SOFORT verfügbar. „Natürlich hat das Internet viele praktische Seiten, aber bei medizinischen Themen und Erkrankungen kann es auch Verunsicherung und Angst auslösen. Sehr häufig liefert das Internet Halbwahrheiten und Falschinformationen; zudem verfügen die Patient:innen nicht über das unbedingt notwendige medizinische Wissen, die Fülle an zumeist nicht Evidenz-basierten Informationen mit ihren Beschwerden und Diagnosen in Einklang zu bringen “, so Ivo Graziadei.
Für den erfahrenen Mediziner ist klar: „Bei ernsten Beschwerden darf die Internetsuche niemals den Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen!“ Darüber hinaus sollten sich User:innen bei der Recherche im Netz an ein paar grundsätzliche Tipps halten:
–> Suchanfrage optimieren
Um möglichst konkrete Ergebnisse zu erhalten, ist es wichtig, die Suchanfrage so präzise wie möglich zu formulieren. Je konkreter die Begriffe sind, desto wahrscheinlicher ist ein genaueres Suchergebnis. Zum Beispiel reduzieren sich die Treffer erheblich, wenn man statt nach „Kopfschmerzen“ nach „Migräne Stirn Augen“ sucht.
–> Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit
Impressum
Hat man eine Website mit vermeintlich passenden Inhalten gefunden, ist es wichtig, die Vertrauenswürdigkeit der Seite zu überprüfen. Oft hilft dafür ein Blick ins Impressum. Erscheinen die Daten und Angaben zuverlässig, ist das ein gutes Zeichen.
Quellenangabe
Einen kritischen Blick müssen User:innen auch auf die Quellenangaben medizinischer Informationen werfen. Wer kommt zu Wort? Im Idealfall sprechen Expert:innen wie Ärztinnen und Ärzte oder Vertreter:innen
renommierter Einrichtungen. Bei seriösen Informationen gibt es oft weiterführende Links zu vertiefender Literatur oder gegebenenfalls Selbsthilfegruppen.
Ein Beispiel für vertrauenswürdige Informationen rund um das Thema Gesundheit: Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs | Gesundheitsportal
Viele Informationen finden sich auch auf der Webseite des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Gesundheit (sozialministerium.at)
Auch Internetseiten von Selbsthilfegruppen beinhalten größtenteils seriöse Informationen, da medizinische Aspekte fast ausschließlich mit Expert:innen abgesprochen sind.
Aktualität
Wichtig bei medizinischen Informationen kann der Hinweis auf das Datum der letzten Aktualisierung sein. Damit kann die Leserschaft einschätzen, ob Inhalte veraltet und nicht mehr auf dem neuesten Stand sind. Neuere Studien und Erkenntnisse wirken sich unmittelbar auf die medizinische Behandlung aus.
Unseriöse Aussagen
Grundsätzlich sollen Informationen im Internet immer kritisch hinterfragt werden. Fallen Begriffe wie „Allheilmittel“ und „Hundertprozentige Wirksamkeit“ oder wenn Geld in Rechnung gestellt wird, sollten die Alarmglocken läuten. Vorsicht ist auch dann geboten, wenn Gesundheitstipps mit direkten Links zu Online-Shops einhergehen.
Datenschutz
Ähnlich wie bei Aktions- und Werbeangeboten im Internet ist es auch bei Gesundheits-Seiten: Sobald Sie jemand darum bittet, persönliche Daten oder gar Zahlungsinformationen einzugeben, ist Zurückhaltung geboten.
–> Vorsicht bei Austausch in Foren
Für viele Menschen ist es eine Erleichterung zu wissen, dass sie mit ihren Problemen, Beschwerden und Erfahrungen nicht alleine sind. Im Internet gibt es zahlreiche Foren, in denen sich Menschen zu bestimmten Themen, auch medizinischen, austauschen. Hier muss man allerdings berücksichtigen, dass die Aussagen immer subjektiv und in der Regel nicht überprüfbar sind.
Eine gute Medien- und Gesundheitskompetenz sind grundlegende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nutzung des Internets in Gesundheitsthemen. Folgende Websites dienen der Stärkung dieser Fähigkeiten:
für Erwachsene: www.gesund-im-netz.net
für Jugendliche: www.click2health.net
„Die Ärztin oder der Arzt des Vertrauens ist auf jeden Fall der beste Kontakt für medizinische Fragen und Probleme! Eine ganzheitliche Beurteilung durch eine erfahrene Medizinerin oder einen erfahrenen Mediziner kann das Internet niemals ersetzen“, ist sich Primar Ivo Graziadei sicher.
Bildquellen: Adobestock, Martin Vandory