Na, super. Plötzlich beim Abtrocknen nach dem Duschen fällt es mir auf: Auf den Oberarmen und den Knien entdecke ich schuppige Stellen, die gereizt sind und etwas jucken. Im Spiegel sehe ich außerdem, dass andere raue Flecken langsam meine Wangen erobern – das sieht gar nicht schön aus! Ich gebe es zu, es ist mir wieder passiert: ich habe meine Hautpflege im Winter vernachlässigt.
Jedes Jahr das gleiche Problem, im Winter trocknet die Haut aus und weil es nur ein paar Wochen im Jahr betrifft, vergesse ich das Problem mit den ersten Frühlingsblumen wieder. Der Alltagsstress in den kalten Monaten lenkt mich ständig ab und am Wochenende will ich nur rauf auf die Berge und die Skipisten genießen. Wer hat da Zeit, sich richtig um die Hautpflege zu kümmern? Diesmal sieht es aber ernster aus, sehr unästhetisch, also wird es Zeit sich genauer zu informieren, es nicht nur als gegeben hinzunehmen, sondern der Sache auf den Grund zu gehen.
Welche Faktoren verursachen eine Austrocknung der Haut im Winter?
Obwohl es im Internet viel Information über das Thema “Hautpflege im Winter” gibt, hole ich mir lieber fachliche Beratung. Laut Dr. Magdalena Philipp, Assistenzärztin an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie, nehmen bei der kalten Luft und den Minustemperaturen die Durchblutung der Haut und die Talgproduktion ab, welche aber wichtig für eine intakte Hautbarriere sind. Eine Schädigung der Hautbarriere führt zu einem vermehrten Wasserverlust über die Haut und dadurch wird sie trocken und rissig. Außerdem wird durch den Aufenthalt in geheizten Räumen mit niedriger Luftfeuchtigkeit diese Hauttrockenheit zusätzlich verstärkt.
Etwas, was die „natürlichen Fette” (auch Ceramide genannt) der Haut ebenfalls wegspült, ist das lange Duschen oder Baden, denn heißes Wasser fördert zusätzlich die Verdunstung von Feuchtigkeit über die Haut. Da muss ich zugeben, dass ich in den kalten Monaten hier öfters sündige – ich dusche sehr gerne mit zu warmem Wasser … und regelmäßige Entspannungsbäder sind auch in meinem winterlichen Wellnessprogramm enthalten. Ups! Merke ich mir für die Zukunft. Lieber folge ich dem Rat von Dr. Philipp und dusche ab jetzt kurz (max. 5 Minuten) und bei lauwarmer Wassertemperatur. Sich hin und wieder trotzdem ein Bad oder eine heiße Dusche zu gönnen, sollte aber bei entsprechender rückfettender Pflege kein Problem sein.
Die Probleme können ernster werden, wenn die Haut nicht regelmäßig mit rückfettender Pflege behandelt wird – so kommt es zu starkem Juckreiz und in weiterer Folge zu einer Entzündung der oberflächlichen Hautschicht (Exsikkationsekzem). Es gibt auch Krankheiten, wie die atopische Dermatitis (oder Neurodermitis), bei denen aufgrund eines genetischen Defekts die Hautbarriere gestört ist. Die Folge ist ein dauerhaftes Auftreten von sehr trockener Haut, weil der Wasserverlust steigt.
Vor allem ältere Menschen, bei denen die Talgproduktion bereits abgenommen hat, neigen zu trockener Haut und bei fehlender Therapie zu sogenannten Altersekzemen. In geheizten Räumen hilft z.B. ein Luftbefeuchter, durch die höhe Luftfeuchtigkeit vermindert er das Austrocknen der Haut. „Bei gewissen Konstellationen (Kälte, trockene Luft, alte Menschen, Neurodermitis) ist eine regelmäßige rückfettende Pflege essenziell”, so Dr. Philipp. Die Haut benötigt diese Hautpflege im Winter also von vorne herein und wird jedoch nicht davon abhängig.
Wie kann man effektiv die Hautpflege im Winter unterstützen und der Trockenheit vorbeugen?
Außer der bereits erwähnten regelmäßigen rückfettenden Pflege, ist auch eine ausgewogene Ernährung mit genügend Vitaminen und Spurenelementen für die Hautgesundheit extrem wichtig. Im Hungerzustand wird nämlich die Talgproduktion herabgesetzt und die Haut wird trockener. Das habe ich mir schon gedacht, aber es ist gut, die Bestätigung von einer Fachexpertin zu hören. Ich gehe mir gleich ein Kilo Orangen kaufen und werde schauen, dass ich jeden Tag mindestens 1-2 Stück Obst esse. Viel Wasser zu trinken, ist natürlich auch empfehlenswert, um den Körper von innen zu hydrieren.
Zur Vorbeugung von trockener Haut können durchschnittliche Cremen oder Lotionen verwendet werden, wobei bei sehr trockener Haut Salben oder Öle besser geeignet sind, da diese fetthaltiger sind. Laut Dr. Philipp muss man bei der Gesichtspflege allerdings mit fetthaltigen Produkten sehr sparsam umgehen und diese höchstens einmal täglich verwenden, da es sonst zu einer Überfettung mit Auftreten von Pickeln um Mund und Augen (Periorale Dermatitis) kommen kann. Generell empfiehlt es sich Produkte zu benutzen, die Ceramide, also in der Haut vorkommende Lipide, enthalten.
Die Lippen benötigen ebenfalls eine spezielle Pflege. Einerseits sind sie nur von einer dünnen Hautschicht bedeckt, andererseits durch häufiges Befeuchten besonders gefährdet auszutrocknen (Schleckekzem).
Naturkosmetik ist heutzutage auch ein wichtiges Thema und pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Mandeln, Soja oder Sesam werden zunehmend zu Kosmetika beigemengt. Patienten mit bereits geschädigter Hautbarriere sollten sogenannte hypoallergene Produkte (ohne Duftstoffe) bevorzugt verwenden, da bei ihnen das Auftreten von Kontaktallergien bereits begünstigt wird.
„Falls trotz regelmäßiger rückfettender Pflege noch Ekzeme (also gerötete, entzündete Haut) auftreten oder bestehen, sollte ein Hautfacharzt aufgesucht werden”, so Dr. Philipp. Generell sollte man auch bei Kleidungsstücken vorsichtig sein. Wolle oder synthetische Fasern können die Haut irritieren und somit noch mehr jucken. Baumwollkleidung wird meist am besten vertragen. Auch Waschmittel oder Weichspüler können bei Unverträglichkeit die Haut irritieren, für das direkte Auftreten von trockener Haut sind sie jedoch nicht verantwortlich.
Tja, jetzt wo ich mich schlaugemacht habe, werde ich auf alle Fälle einige Punkte meiner Hautpflege im Winter anpassen und aufmerksamer sein, was ich mit meiner Haut anrichte. Hoffentlich schaffe ich es, dass diese Hautprobleme nächstes Jahr nicht wieder vorkommen.