„Herzliche Grüße“, „Herzzerreißend traurig“ und „vor Freude höher springende Herzen“ sind nur drei der zahlreichen Redewendungen, die eines deutlich auf den Punkt bringen: Das Herz ist allgegenwärtig und hat eine besonders wichtige Bedeutung für uns. Aber wie funktioniert dieses zentrale Organ eigentlich? Was kann man für seine Gesundheit tun und wie kann man es im Ernstfall retten? Anlässlich des Welttages der Wiederbelebung am 16.10.2021 widmen wir uns diesem wichtigen Thema. Denn das ist uns im wahrsten Sinne des Wortes eine Herzensangelegenheit.

60-80 Herzschläge pro Minute in Ruhe

Rein anatomisch gesehen ist das Herz ein Hohlmuskel, der durch Kontraktionen – also durch regelmäßiges Zusammen- und Auseinanderziehen – Blut durch den menschlichen Körper befördert. Mit jedem Herzschlag werden Organe und Gewebe mit sauerstoffreichem Blut aus der Lunge versorgt und Abfallprodukte und Schadstoffe zu den Ausscheidungsorganen abtransportiert.

Die Anzahl der Herzschläge pro Minute wird als „Herzfrequenz“ bezeichnet. Bei erwachsenen Menschen schlägt das Herz in Ruhe zwischen 60 und 80 Mal pro Minute. Ist ein Körper angestrengt, beispielsweise durch Sport, steigt die Herzfrequenz und das Herz schlägt schneller, um die momentan benötigte Mehr-Versorgung sicherzustellen. Befindet sich der Körper in Ruhe, verlangsamt sich die Herzfrequenz und der Versorgungsdruck entspannt sich.

Das Zusammenspiel von Herz- und Blut-Kreislauf bildet das Herz-Kreislauf-System. Ein intaktes Herz-Kreislauf-System ist überlebenswichtig, da nur so alle Körperfunktionen erhalten werden können. Eine Störung des Herz-Kreislaufs bedeutet nicht nur akute Einschränkungen, sondern kann zu langfristigen Folgen wie Herzschwäche bis hin zum Tod durch Herzinfarkt (unterbrochene Blutzufuhr durch verengte Gefäße) oder Herzstillstand (plötzliche Unterbrechung der Herztätigkeit) führen.

Herzgesundheit – 4 Tipps für ein gesundes Herz

„Das liegt mir halt leider in den Genen“ – allzu oft hört man diese Ausrede, wenn es um vermeintlich angeborene Gesundheitsprobleme geht. Ja, die erbliche Veranlagung kann eine gewisse Rolle auf den Gesundheitszustand unseres Körpers und unseres Herzens haben. Doch in den meisten Fällen nimmt unser tägliches Verhalten den weit bedeutenderen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Und das ist gut so, denn so gibt es ganz viele Drehschrauben, die sich bewegen lassen – hin in Richtung Herzgesundheit.

Markus Stühlinger, leitender Oberarzt der Inneren Medizin am Landeskrankenhaus Innsbruck gibt 4 einfache Tipps, die jede und jeder Einzelne jeden Tag aufs Neue umsetzen kann, um dem Herzen etwas Gutes zu tun.

  1. Ernährung: Salzreiche Ernährung erhöht den Blutdruck, Zucker fördert die Entwicklung eines Diabetes und einer Gefäßverkalkung. Diese Erkrankungen können zu Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkten führen. Andererseits kann eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse und weniger Fleisch auf lange Sicht Herzerkrankungen verhindern.
  2. Bewegung: Das Herz ist ein Muskel, der regelmäßig trainiert werden muss. Daher werden in den aktuellen Richtlinien der Herzgesellschaften mindestens 3 Stunden Sport pro Woche und wenn möglich 60 Minuten täglich empfohlen. Dabei ist Ausdauersport (Joggen, Rad oder Schi fahren) nützlicher als reiner Kraftsport.
  3. Rauchen: Schon 1-4 Zigaretten pro Tag verdoppeln das Risiko, eine Herzerkrankung zu erleiden. Langzeit-RaucherInnen reduzieren ihre Lebenserwartung dann um ca. 10 Jahre. Bei einem Rauch-Stop sinkt diese Gefahr sofort mit jedem rauchfreien Tag wieder ab.
  4. Stress: Alltagsstress, aber auch psychische Belastungen, wie Trauer oder Mobbing, löst bei Gesunden, wie auch Herz-PatientInnen belastende Reaktionen wie Herzrhythmusstörungen oder auch Herzinfarkte aus. Daher sollten diese Stress-Situationen langfristig verhindert werden, oder durch Entspannung oder Sport ausgeglichen werden.

Außerdem betont der erfahrene Internist, dass alle Altersgruppen von der Beherrschung von Herz-Risikofaktoren profitieren: So können jüngere Menschen mit gesunder Ernährung und regelmäßigem Sport Übergewicht und Erhöhung des Blutdrucks verhindern. Andererseits kann ein gesunder Lebensstil bei PatientInnen und Gesunden mittleren und fortgeschrittenen Alters schon aufgetretene Schädigungen rückgängig machen.

Was tun, wenn das Herz plötzlich stillsteht?

„Jetzt wär‘ mir vor Schreck fast das Herz stehen geblieben“ hat sicher jede/r von uns schon einmal gehört oder gar selbst gesagt. Ganz so schnell geht es glücklicherweise natürlich nicht, aber Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nicht zu unterschätzen: Mit 32.678 Sterbefällen im Jahr 2020 in Österreich bilden sie mit 35,7% die häufigste Todesursache vor Krebs-Erkrankungen. (Quelle: Statistik Austria)

Eine der wohl akutesten Notsituationen ist der Herzstillstand, wenn das Herz auf einmal aufhört zu schlagen. Denn wenn der Blutfluss unterbrochen wird, stoppt auch die Versorgung aller Organe, was unbehandelt innerhalb von Minuten zum Tod führen kann. Grund für einen Herzstillstand ist meist eine Herzrhythmusstörung, durch welche das Herz keine Impulse zur Kontraktion mehr empfängt oder seinen gewohnten Rhythmus verliert. Dann zählt jede Sekunde!

Herz-Druck-Massage

Um die Versorgung von Herz und Gehirn aufrecht zu erhalten, gilt es den unterbrochenen Kreislauf wiederherzustellen und zwar mittels Herz-Lungen-Wiederbelebung (CPR, kardiopulmonale Reanimation). Dabei wird durch regelmäßige kräftige Druck-Impulse auf den Brustkorb die Kontraktion des Herzens angestoßen und das Blut zirkuliert. Zusätzliche Beatmung liefert Sauerstoff.

Während früher die Kombination aus Druck- und Beatmungsimpulsen als „Must Have“ der Wiederbelebung galt, wird inzwischen empfohlen, sich als Ersthelfer im Zweifelsfall vorrangig auf die Druck-Impulse zu konzentrieren. Durch die regelmäßige und richtig durchgeführte Druck-Massage wird die Blutzirkulation sichergestellt. Der im Blut vorhandene Sauerstoff reicht vorübergehend als „körpereigene Notversorgung“ bis zum Einsetzen der Rettungskräfte aus.

Defibrillator

Ein Defibrillator ist ein medizinisches Gerät, das Herzrhythmusstörungen mithilfe von Stromstößen beenden kann. Ursprünglich kamen Defibrillatoren voranging im Rettungsdienst sowie auf Intensivstationen zum Einsatz. Immer häufiger sind auch an öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden Defibrillatoren vorhanden, die im Ernstfall auch von Laien bedient werden können.

Sogenannte automatisierte externe Defibrillatoren sind sehr einfach zu bedienen und sagen ihren BenutzerInnen über eine eingebaute Sprachfunktion Schritt für Schritt an, was zu tun ist. Öffentlich angebrachte Defibrillatoren erinnern oft an einen kleinen Werkzeugkasten, gut sichtbar hinter einem Schutzglas angebracht. Meist sind die Geräte rot oder grün und mit einem Herz und einem Kreuz-Symbol auffallend markiert.

Das Definetzwerk Österreich hilft ErsthelferInnen dabei, Leben zu retten. Und das mit Hilfe eines Online-Defi-Suchportals (www.144.at/defi) zum Auffinden in der Nähe verfügbarer Defibrillatoren. Gibt man Postleitzahl oder Ort in das Suchfeld ein, erscheint eine Kartenansicht mit umliegenden Defibrillator-Standorten vermerkt.

Wiederbelebung: 3 Schritte retten Leben

Drücken, Pumpen, Atmen – oder doch Atmen, Pumpen, Drücken? Was wenn ich etwas falsch mache? Und kann ich jemanden damit verletzen? Unsicherheiten und Ängste halten einen im Ernstfall vielleicht davon ab, schnell zu helfen. Und das ist auch verständlich. Aber trotzdem ist es immer besser, zu helfen, als nichts zu tun. Der ERC European Resuscitation Council hat dazu eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herz-Druck-Massage veröffentlicht:

  1. PRÜFEN
  • Vergewissern Sie sich, dass Sie sich ohne Gefahren nähern können.
  • Überprüfen Sie, ob die kollabierte Person antwortet.
  • Neigen Sie den Kopf nach hinten, heben Sie das Kinn und kontrollieren Sie die Atmung.
  • Wenn die Person nicht, oder nicht normal atmet, ist eine Herzdruckmassage erforderlich.
  1. RUFEN
  • Rufen Sie 112 (Euro-Notruf) oder 144 (Rettungs-Notruf) an und folgen Sie den Anweisungen.
  • Wenn jemand anwesend ist, der helfen kann, bitten Sie die Person 112 oder 144 anzurufen und wenn möglich einen Defibrillator zu holen.
  • Die Herzdruckmassage ist das Wichtigste für das Überleben. Unterbrechen oder verzögern Sie sie deshalb nicht.
  1. DRÜCKEN
  • Legen Sie beide Hände auf die Mitte des Brustkorbes.
  • Drücken Sie 100-120 mal/min 5 bis max. 6 cm tief zum Rhythmus des Liedes “Stayin’ Alive” von Bee Gees.
  • Drücken Sie fest und schnell. Keine Sorge, Sie können keinen Schaden anrichten.
  • Wenn ein Defibrillator verfügbar ist, schalten Sie diesen sofort ein und folgen Sie den Anweisungen.
  • Wenn die Rettungskräfte eintreffen, drücken Sie solange weiter bis Sie aufgefordert werden aufzuhören.

Internationaler „Restart a Heart“- Tag am 16.10.2021

Jedes Jahr am 16. Oktober rückt der Internationale „Restart a Heart“-Tag die Themen Herzsicherheit und Wiederbelebung in den Vordergrund. Mit unterschiedlichen Bewusstseins- und Aktionskampagnen machen Einsatzorganisationen und Gesundheitsdienstleister weltweit darauf aufmerksam, dass eine rechtzeitig durchgeführte Herzdruckmassage Leben retten kann. Das Rote Kreuz Tirol tut dies heuer mit einem Sicherheitsfest im Innsbrucker Stadtzentrum, gekoppelt an einen Weltrekordversuch: Im Rahmen der Initiative “HERZsicherste Stadt im Alpenraum” sind an 144 Standorten im alpinen Gelände in Österreich und den Landesgrenzen hinaus Reanimationstrainings geplant. Und die tirol kliniken sind mit dabei: im Kühtai erhält ein 10-köpfiges Team der Bergbahnen Kühtai eine CPR-Schulung, um im Notfall schnell und richtig reagieren zu können.

Erste-Hilfe-Kurse & Wiederbelebungs-Trainings

Einsatzorganisationen wie das Rote Kreuz, die Johanniter und weitere bieten regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse an. Darin werden auch Herz-Kreislauf-Stillstand und Wiederbelebungsmaßnahmen thematisiert und die im Notfall lebensrettende Herzdruckmassage geübt.

 

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