Hyperhidrose oder “Wenn Schwitzen zur Krankheit wird”: Zum Sommer und den hohen Temperaturen gehören nicht nur Eis und Schwimmbad, sondern auch das Schwitzen: Jeder Mensch schwitzt bei Anstrengung oder eben bei Hitze. Dass der Körper das kann, ist lebenswichtig – der Schweiß dient der Kühlung und hält die Körpertemperatur so in einem gesunden Bereich. Schwitzen kann aber auch krankhaft sein, erklärt Matthias Schmuth, Direktor der Hautklinik in Innsbruck.
Schweiß als natürliche Körperfunktion
Schwitzen, auch Transpiration genannt, ist ein natürlicher Prozess, um die Temperatur im menschlichen Körper zu regulieren. Ein erwachsener Mensch schwitzt im Ruhezustand 0,5 bis einen Liter am Tag. Bei körperlicher Anstrengung und hohen Außentemperaturen können Menschen aber bis zu 15 Liter Schweiß am Tag produzieren. Zuständig dafür sind die Schweißdrüsen, die den Schweiß, ein Sekret aus 99 % Wasser und 1% Salz, erzeugen. Über 2 Millionen Drüsen transportieren diesen Schweiß dann aus dem Körper. Schwitzen ist also eine natürliche Reaktion des Körpers auf Anstrengung, Aufregung oder eben hohe Temperaturen. So weit, so gesund. Aber was, wenn Schwitzen zur Krankheit wird?
Hyperhidrose: Wenn Schwitzen zur Krankheit wird
Von krankhaftem Schwitzen oder Hyperhidrose spricht man, wenn der Körper unabhängig von Temperatur oder Aktivität übermäßig und unkontrollierbar viel Schweiß produziert. „Das bedeutet im schlimmsten Fall, zu sitzen und zu tropfen“, erklärt Matthias Schmuth, Klinikdirektor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie. Dass dies für die Betroffenen eine enorme psychische Belastung darstellt, ist gut nachvollziehbar.
Krankhaftes Schwitzen ist behandelbar
Von krankhaftem Schwitzen sind ca. 3% aller Männer und Frauen betroffen. Dieser Schweißverlust kann überall am Körper passieren; sehr oft schwitzen diese Patient:innen in den Achselhöhlen (eine Achsel hat ca. 40.000 Schweißdrüsen), am Kopf oder an den Hand- und Fußflächen. „Die Ursache der Erkrankung ist leider unbekannt“, so Schmuth, „aber Gott sei Dank gibt es Behandlungsmöglichkeiten – allerdings keine Heilung.“ Je nach Schweregrad des Schwitzens können Cremen, Spritzen, Microwellenbehandlungen oder die so genannte Iontophorese angewendet werden. Hierbei halten Betroffene ihre Füße oder Hände in ein Wasserbad, während Strom ins Wasser geleitet wird. „Der Strom wird langsam hinaufgeregelt bis der Patient oder die Patientin ein leichtes Kribbeln spürt. Die schwachen elektrischen Impulse stimulieren die betroffene Haut, wodurch das Schwitzen kurzfristig aufhört“, erklärt der Arzt. Sollten die verschiedenen Methoden keine Linderung bringen, ist im Extremfall ein chirurgischer Eingriff möglich, bei dem Nervenstränge unterbunden und dadurch das Schwitzen reduziert wird, nicht selten wird durch Letzteres als Nebenwirkung das Schwitzen in anderen Körperregionen gesteigert.
Schwitzen als Symptom für Krankeiten
Nicht nur das Schwitzen selbst kann eine Krankheit sein, sondern als Symptom kann es auch auf andere Erkrankungen hinweisen. „Für Hormonumstellungen, Diabetes oder auch Schilddrüsenerkrankungen kann verstärktes Schwitzen ein Hinweis sein“, beschreibt Schmuth. „Plötzliche Schweißausbrüche, wiederkehrender Nachtschweiß und natürlich Schwitzen in Kombination mit hohem Fieber sollten immer medizinisch abgeklärt werden“.
Tipps gegen das Schwitzen?
Auch wenn das Schwitzen nicht krankhaft ist, sind Geruch und Flecken auf der Kleidung schnell unangenehm. Experte Matthias Schmuth kennt aber ein paar Tipps, die man ausprobieren kann: „Kleidung spielt eine Rolle – synthetische Materialien können das Schwitzen fördern und beeinflussen auch den Geruch. Fettarme Mahlzeiten können einen Einfluss haben, ebenso wie regelmäßige Bewegung und Sport regulierend auf die Schweißproduktion wirken können.
Weitere Informationen:
- Hitzeschutz: Schwitzen ist vor allem an sommerlichen Hitzetagen ein Thema. Hitze hat viele Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Die tirol kliniken haben deshalb eine Kampagne zum Thema Hitzeschutz gestartet. Alle Infos finden Sie hier: Einen kühlen Kopf bewahren
- Nachlese: In der Sommerausgabe 2024 des tirol kliniken-Magazins HOCH³ lesen finden Sie Infos zu Hyperhidrose – wenn Schwitzen zur Krankheit wird, und zu weiteren Themen rund um “Wenn’s im Körper heiß hergeht”.
Fotos: tirol kliniken/Gerhard Berger