Es ist heiß! Und es wird immer heißer.
Der Klimawandel zeigt sich bereits deutlich, besonders im Gesundheitsbereich. Praktische Tipps im Umgang mit Hitzewellen sind gefragt. Dazu haben wir mit Frau Dr. Sabine Scholl-Bürgi, Oberärztin an der Kinderklinik des LKH Innsbruck sowie Leiterin der Fachgruppe Gesundheit & Klima in der Initiative Nachhaltigkeit an den tirol kliniken gesprochen.
Frau Dr. Scholl-Bürgi, die Auswirkungen des Klimawandels bekommen wir auch in den tirol kliniken massiv zu spüren und das bereits jetzt. Aus diesem Grund hat die Geschäftsleitung kürzlich gemeinsam mit dem Land Tirol einen Hitzeschutzaktionsplan vorgestellt. Sie waren maßgeblich an dessen Erstellung beteiligt. Können Sie uns sagen, worum es konkret geht?
Wir haben in einem Team aus medizinischen, politischen und Fachexpert:innen Maßnahmen entwickelt, die das Arbeiten und Leben und besonders die Patient:innenversorgung angesichts immer heißerer Tage ermöglichen oder erleichtern sollen.
Was steht uns bevor?
Viele Berechnungen haben ergeben, dass zum Beispiel gerade die Stadt Innsbruck eine Hitzeinsel wird. Und gerade mitten im Zentrum befindet sich die Klinik. Das stellt viele Menschen vor immense Herausforderungen. Wir werden bald schon mehr als 60 „Hitzetage“ bei uns in den Alpen haben. Ein Hitzetag bedeutet, dass die Temperaturen über 30 Grad steigen.
Welche Personengruppen sind hier besonders vulnerabel?
Neben Älteren, Kindern und Menschen mit Vorerkrankungen, die überdurchschnittlich gefährdet sind, betrifft die Hitze uns alle! Etwa jede fünfte Person in Österreich lebt mit einem Risikofaktor. Aber auch alle anderen müssen mit der Thematik umgehen lernen, um den Alltag in Zukunft zu meistern.
Welche konkreten Tipps haben Sie für das tägliche Leben bei steigenden Temperaturen?
Vieles ist selbstverständlich, kann aber gar nicht oft genug wiederholt werden: Auf eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr achten. Ein Trinkplan kann helfen, gleichmäßig über den Tag verteilt ausreichend zu trinken. Stellen Sie sich eine volle Flasche neben Ihren PC am Schreibtisch und nehmen Sie sich vor, jede halbe Stunde einen Schluck zu nehmen. Verschiedene Getränke, z.B. Mineralwasser, verdünnte Fruchtsäfte oder Sportgetränke, sorgen für Abwechslung.
Daneben kann man den Speiseplan an hohe Temperaturen anpassen. Setzen Sie auf leichte Kost, wie gedünstetes Gemüse und wasserreiches Obst. Das erleichtert dem Körper den Verdauungsprozess.
Was kann ich gegen übermäßiges Schwitzen tun?
Feuchte Umschläge können Abhilfe schaffen. Oder Sie umwickeln einen Kühl-Akku mit einem Geschirrtuch und legen Sie sich dies auf Arme, Beine oder die Stirn. Eine kalte Dusche morgens und abends aktiviert den Kreislauf und ein kleines Wasserspray, immer griffbereit, schafft kurzfristige Erleichterung unterwegs.
Am Arbeitsplatz ist es meist nicht so leicht, gegen die Hitze anzukämpfen. Welche Vorschläge haben Sie für den Tag im Büro?
Lüften Sie zuerst, wenn Sie am Morgen erscheinen. Schalten Sie abends vor dem Nachhause gehen unbedingt all Ihre Geräte aus: PC, etc. Das ist nicht nur eine gute Maßnahme gegen übermäßige Wärme, sondern zudem nachhaltig, weil das echte Energiefresser sind. Ganz wichtig ist, dass wir uns zuhause wohlfühlen und gut erholen können, bevor wir in heiße Arbeitstage starten. Also: Die Wohnung kühl halten, Fenster tagsüber verschließen, in den frühen Morgen- und späten Abendstunden durchlüften. Und viel schlafen!
Frau Dr. Scholl-Bürgi, vielen Dank für das Gespräch!
Fotocredits: tirol kliniken (Titelbild), Sarah Kröll (Porträt Dr. Sabine Scholl-Bürgi), tirol kliniken (Grafiken Hitzeschutz)