Rainer Posch ist Diplompfleger auf der Neonatologischen Intensivstation (kurz NICU) der Univ.-Klinik Innsbruck für Kinder-und Jugendheilkunde. Dass er diesen Weg eingeschlagen hat, ist eigentlich ein Zufall. Ursprünglich hätte es ihn eher in Richtung Chemie oder Physik gezogen. Doch dann kam der Zivildienst und Rainer Posch merkt, dass ihm das Arbeiten in Notfällen an und mit dem Menschen liegt. Während seiner Pflegeausbildung in Reutte, die er mit einem Studium an der UMIT kombiniert, macht er ein Praktikum auf einer Kinderstation. Von da an weiß er: Das ist es.
Um auf einer Kinderkrankenstation zu arbeiten, ist eine Zusatzausbildung zwar nicht unbedingt notwendig, aber dennoch sehr empfehlenswert und so belegt der Diplompfleger noch den Lehrgang Kinder-und Jugendlichenpflege an der fh Gesundheit. Diesen Zusatzkurs und weiterführend den Kinderintensivkurs empfiehlt er allen, die sich im medizinischen Bereich für die Arbeit auf Kinderstationen interessieren. Seit 2017 ist er Teil des Teams der NICU an der Innsbrucker Kinderklinik.
Eine Sonderstellung hat Rainer Posch als einer der wenigen männlichen Pfleger auf der Station nicht. Allerdings merkt er, dass es Situationen gibt, in denen er als Mann einen anderen Zugang zu den Eltern seiner kleinen Schützlinge hat. In manchen Kulturen werden Erklärungen und Beratung eher von einem Mann angenommen. Genauso kann es vorkommen, dass Herr Posch mit unsicheren Vätern eine „Männerrunde“ beim Windelwechseln vorschlägt und so manchem frischgebackenen Papa den Druck nimmt.
Die Reaktionen auf ihn als Mann in der Pflege im Säuglingsbereich sind durchwegs positiv. „Endlich ein Mann“ hört er oft.
Auch in “intimeren” Situationen, wie dem Stillen, weiß der Pfleger immer, wie damit umgehen. Wenn er merkt, dass es für die Mutter angenehmer wäre, eine weibliche Pflegeperson neben sich zu haben, holt er eine Kollegin. Das ist ganz unkompliziert und natürlich.
Warum eigentlich wenige Männer als Pfleger im Kinderbereich arbeiten, weiß Rainer Posch nicht genau. Eine Erklärung könnte sein, dass dieser Bereich als Außenstehender gefühlsbetonter und sensibler ist, als der rein operativ-chirurgische Bereich zum Beispiel. Aber das ist nur eine Vermutung. „Etwas männliche Unterstützung würde ich mir auf jeden Fall wünschen.“
Man sollte viel Einfühlungsvermögen mitbringen, um in diesem Beruf glücklich zu werden. Egal ob als Mann oder als Frau. Flexibilität und einen großen Rucksack an Geduld sollte man auch mitbringen: Geduld sowohl mit sich selbst, als auch mit den Eltern und den Babys. „Technisches Verständnis ist auch sehr wichtig. Es reicht nicht zu wissen, welche Knöpfe man wo drücken muss an den Maschinen. Man muss es verstehen“, erklärt der Diplompfleger. Und last but not least sollte man die Fähigkeit haben, sich in der Freizeit vom Beruf distanzieren zu können. „Wir arbeiten in einem Bereich, der einem immer wieder sehr nahegehen kann. Man braucht hier einen Ausgleich, der nichts mit dem Beruf zu tun hat, um wieder Energie zu tanken“.
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