Das eigene Kind krank oder so schwer verletzt sehen, dass eine Operation nötig ist: für Eltern ein Ausnahmezustand. Meistens ist genug Zeit, um alle Fragen und Sorgen besprechen zu können. Aber manchmal muss es schnell gehen. Was passiert eigentlich bis das Kind operiert wird? Wo kann man als Eltern warten? Wer gibt einem Bescheid? Was sag ich dem Kind?

Thomas Werner-Mathienz, zweiter Ärztlicher Direktor-Stv. und Leiter des OP-Managements an der Klinik Innsbruck

Ein Gespräch mit Thomas Werner-Mathienz, zweiter Ärztlicher Direktor-Stv. und Leiter des OP-Managements an der Klinik Innsbruck, erlaubt uns einen Blick hinter die Kulissen und kann so manche Fragen beantworten.

 

Worin liegt denn der Unterschied bei einer Operation an einem Kind im Gegensatz zur OP bei einem Erwachsenen?

Bei Kindern sind immer auch die Eltern mitzubetreuen und als nicht zu unterschätzender Faktor miteinzubeziehen. Die meisten Kinder sind in den Stunden vor der Operation sehr auf ihre Eltern fixiert. Strahlen diese Ruhe aus, ist auch das Kind tendenziell ruhig. Nervosität überträgt sich umgekehrt ebenso.

Zudem sind bei Kindern und hier insbesondere bei kleinen Kindern aus körperlichen Gründen andere Parameter bei der Anästhesie und während der Operation anzusetzen, als bei Erwachsenen.

An der Universitätsklinik Innsbruck gibt es für Operationen an Kindern ein eigenes Spezialistenteam unter den Anästhesisten. Sie sind durch Zusatzausbildungen und viel Erfahrung die Experten für einen sicheren Ablauf bei Eingriffen an den jüngsten Patientinnen und Patienten.

 

Wie weit dürfen Eltern eigentlich mitgehen vor einer Operation? Wann werden sie nach der OP wieder zu ihrem Kind gelassen?

Grundsätzlich gilt: Das Kind wird so spät wie möglich von seinen Eltern getrennt und so früh wie möglich wieder zu ihnen gebracht. Wann dieser Zeitpunkt ist, hängt maßgeblich vom Department ab, an dem operiert wird. Im Regelfall sind die Eltern aber noch dabei, wenn dem Kind ein Beruhigungsmittel verabreicht wird und sind wieder beim Kind sobald es aufwacht – im Aufwachraum. In diesem Raum werden die Eltern vom Personal mitbereut. Erste Informationen über den Verlauf des Eingriffs werden meist hier übergeben. Details, Prognose und Operationsergebnisse erklärt jedoch nur der operierende Arzt.

 

Wo warten Eltern während der Operation? Können sie während der Operation mit dem OP-Team kommunizieren?

Auch hier hängt die Wartesituation bei uns in den tirol kliniken von der Station ab. Bei kürzeren Operationen warten die Eltern oft vor dem OP-Bereich. Bei längeren Operationen ist es sinnvoller, dass die Eltern einen Kaffee trinken gehen oder Erledigungen machen und telefonisch erreichbar sind. Sie werden rechtzeitig angerufen, sodass sie sicher wieder anwesend sind, sobald das Kind aus der Narkose erwacht.

Kommunikation während der Operation mit dem OP-Team ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Die ganze Aufmerksamkeit und Konzentration liegt auf den Geschehnissen im OP-Saal und sollte auch nicht gestört werden.

Es ist verständlich, dass Eltern nervös werden, wenn Operationen länger als angekündigt dauern. Das hat jedoch nicht automatisch mit einer Komplikation zu tun. Oftmals können Operationen erst während des Verlaufs konkretisiert werden. Sie können kürzer dauern oder eben länger als angekündigt.

 

Gibt es eine Betreuung für nervöse Eltern während das Kind im OP ist?

Nein, das ist aus personellen Gründe leider nicht vorgesehen. Je informierter die Eltern sind und je mehr Vertrauen sie in die Spezialisten haben, desto ruhiger können sie den Zeitraum überbrücken. Dass eine Operation beim eigenen Kind natürlich einen Ausnahmezustand darstellt, ist für alle verständlich. Auch unser Personal weiß das!

 

Werden Kinder vor einer Operation auch über den Verlauf aufgeklärt?

Ja, sobald das Kind verstehen kann, dass in naher Zukunft ein Eingriff gemacht wird, macht es absolut Sinn, das Kind miteinzubeziehen. Natürlich muss hierfür eine altersgerechte Sprache gefunden werden. Die tirol kliniken haben genau für diesen Zweck, einen animierten Kinderfilm entworfen, in dem alle Abläufe, die für Kinder in der Klinik wichtig sind, kindergerecht erklärt werden: schorschi.tirol-kliniken.at 

 

 

Welche Tipps würden Sie Eltern geben, bei deren Kind eine Operation bevorsteht?

Das Allerwichtigste ist Ruhe bewahren. Das Kind reagiert auf die Eltern. Weint die Mama oder der Papa, verunsichert das die kleine Patientin oder den kleinen Patienten.

Zudem: Vertrauen haben in das Expertenteam. Die wissen, was sie tun und sind sich der Verantwortung voll bewusst.

 

 

 

Wichtig

Ist eine Operation nicht geplant, sondern akut notwendig, sollte das Kind nach dem Notfall auf keinen Fall mehr zu Trinken oder zu Essen bekommen. Zwischen der letzten Mahlzeit (dazu gehören auch Flüssigkeiten) und der Narkose müssen in der Regel mehrere Stunden liegen. Daher ist es immer sicherer, die Angehörigen sprechen zuerst mit einem Arzt, bevor das Kind wieder etwas zu sich nimmt.

 

Vielen Dank für das Interview!

 

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Fotos: tirol kliniken/Leutner (Titelbild), tirol kliniken/Seiwald (Portrait), tirol kliniken/Berger