Die Risikofaktoren sind so vielfältig wie die Symptome. Und auch junge Menschen sind keinesfalls vor einem Schlaganfall gefeit. Das Positive: Bei Früherkennung sind die Chancen auf eine vollständige Heilung inzwischen sehr groß. Univ.-Prof. Dr. Stefan Kiechl, leitender Oberarzt an der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie und Präsident der Österreichischen Schlaganfall-Gesellschaft, weiß: „Es hat vor allem in Sachen Therapie in den vergangenen Jahren eine dramatische Weiterentwicklung gegeben. Inzwischen können wir sagen, dass sieben von zehn Patienten nach einem Schlaganfall wieder völlig gesund werden.“
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Der Hauptrisikofaktor schlechthin ist der Bluthochdruck. Der lässt sich freilich medikamentös gut behandeln. „Wichtig ist allerdings, die Werte zu kennen“, weiß Prof. Kiechl und rät dringend zu präventiven Maßnahmen. Dies kann eine jährliche Gesundenuntersuchung ebenso sein wie das eigenverantwortliche Messen mit einem problemlos im medizinischen Fachhandel erhältlichen Gerät.
Einer erhöhten Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden, setzen sich auch Raucher aus. Kiechl: „Die Gesamtzahl der Raucher ist zwar rückläufig, bei Jugendlichen gibt es inzwischen aber leider eine Besorgnis erregende Zunahme. Vor allem auch junge Frauen haben enorm aufgeholt und greifen immer öfters zur Zigarette.“
Auch ein ungesunder Lebensstil trägt zu einem erhöhten Schlaganfallrisiko bei. Mangelnde Bewegung, falsche Ernährung und Alkohol im Übermaß sind allesamt schädliche Faktoren. „Gerade ausreichend Bewegung sollte für uns wieder zu einer Selbstverständlichkeit werden. Dabei sprechen wir von Aktivitäten im wenig intensiven Bereich. Ob das dann Gehen, lockeres Laufen oder Radfahren ist, bleibt jedem selbst überlassen.
Auch die Verwendung von leicht zu erwerbenden Schrittzählern kann sich rentieren, wenn man sich dann immer neue Ziele setzt“, erklärt Kiechl. Um einen Schlaganfall auszuschließen, sollten auch die Blutfette regelmäßig kontrolliert werden. Liegt der Wert für das schlechte LDL-Cholesterin über 190, ist jedenfalls eine medikamentöse Behandlung anzuraten. Bei niedrigeren Werten hängt es davon ab wie viele Gefäßrisikofaktoren vorliegen. Das Risiko für einen Schlaganfall steigt auch bei Diabetes. Wobei es auch hier inzwischen hervorragende Medikamente gibt, um es zu senken.
Symptome eines Schlaganfalls
Die Symptome eines Schlaganfalls sind laut Prof. Kiechl großteils sehr einfach zu erkennen. Typisch ist, dass sämtliche Beschwerden plötzlich, also dem Namen der Erkrankung entsprechend schlagartig, auftreten.
Dazu zählen halbseitige Lähmungen, hängende Mundwinkel, Probleme beim Sprechen, halbseitige Gefühlsstörungen und starke Gleichgewichtsstörungen. Kopfschmerzen treten beim häufiger auftretenden ischämischen Schlaganfall hingegen kaum auf. Um diese Zeichen schnell zu erkennen, haben die tirol kliniken zum letzten Weltschlaganfalltag ein Video produziert.
Viel Aufklärungsarbeit in Tirol
Wie Prof. Kiechl betont, wurde gerade in Tirol in den vergangenen Jahren in Sachen Schlaganfall sehr viel Aufklärungsarbeit betrieben. Dazu zählt auch der so genannte Schlaganfallpfad, in den unter anderem alle Krankenhäuser des Landes, die Sozialversicherungsträger, der Tiroler Gesundheitsfonds und die tirol kliniken integriert sind. „Unser Ziel war es, dass alle Personen in Tirol, unabhängig von ihrem Wohnort, bei einem Schlaganfall bestmöglich versorgt werden. Speziell in ländlichen Regionen wird die Abwicklung mit dem Notarztsystem abgestimmt, die Alarmierung erfolgt über die Leitstelle.
Entwickelt wurde für Tirol auch eine eigene Schlaganfall-App, die bereits viele tausend User hat und unentgeltlich erhältlich ist. Trotz aller Hilfsmittel bleibt aber natürlich die Zeit der entscheidende Faktor. „Wenn es Verdachtsmomente durch entsprechende Symptome gibt, soll unbedingt sofort die Rettungskette in Gang gesetzt werden. Jede Sekunde zählt. Und jede Verzögerung gefährdet den späteren Heilungsprozess“, so der Neurologe.
Erstklassige Therapie
Prof. Kiechl weiß auch von erstklassigen Therapieformen, die es in der Schlaganfall-Nachsorge inzwischen gibt. Allen voran steht die Katheder-Therapie, die seit rund vier Jahren routinemäßig angewendet wird. Häufig Anwendung findet nach wie vor die intravenöse Thrombolyse-Therapie zur Auflösung eines Gerinnsels. Kiechl: „Beide Therapie-Formen zeigen auch eine gute Wirkung bei älteren Patienten, vorausgesetzt, diese sind ansonsten körperlich fit.“
Es ist klar, dass das Schlaganfallrisiko mit zunehmendem Alter steigt. Durch ungesunden Lebensstil sind aber immer mehr junge Menschen gefährdet. Laut Prof. Kiechl werden an der Klinik Innsbruck jede Woche auch Patienten unter 50 Jahren eingeliefert.
Erfreulich: In Tirol gibt es gemeinsam mit Finnland und Schweden europaweit die höchsten medizinischen Erfolgsraten in Sachen Schlaganfall überhaupt.
Laufen für die Gesundheit
Der diesjährige Weltschlaganfalltag findet am 29. Oktober statt. An diesem Tag organisiert die Österreichische Schlaganfall Gesellschaft auch den „Fit for Brain Run“ im Wiener Prater. Start ist um 14:00 Uhr.