Schuppenflechte – rötlich, schuppende Hautveränderungen, die jucken können. Warum entstehen sie und was können Betroffene dagegen tun? Anlässlich des Welt-Psoriasis-Tages am 29.10. klärt Gudrun Ratzinger, stellvertretende Klinikdirektorin der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie, über Ursachen, Beschwerden und Behandlungsmöglichkeiten dieser chronischen Entzündungserkrankung auf.
Was ist Psoriasis und wie entsteht diese Erkrankung?
Die Psoriasis vulgaris, besser bekannt als “Schuppenflechte”, ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung. Sie ist eine Autoimmunerkrankung und basiert auf einer genetischen Veranlagung. Das bedeutet, die betroffenen Personen haben eine gewisse Prädisposition und auf dieser Basis wird die Schuppenflechte ausgelöst. Es ist eine Erkrankung, die viele Jahre dauert, viele Jahrzehnte, und für die Patientinnen und Patienten schon im Kinder- und Jugendalter beginnen kann oder dann im mittleren Erwachsenenalter auftritt.
Welche Beschwerden sind typisch für Schuppenflechte?
Die Patientinnen und Patienten leiden an Hautstellen, die erhaben sind, gerötet und stark schuppen. Diese Rötungen und Schuppungen können jucken oder auch Schmerzen verursachen. Zusätzlich sind diese Stellen oft auch kosmetisch sehr störend für viele, da sie sehr auffällig sind. Schuppenflechte betrifft oft die Kopfhaut, die sehr stark juckt und Schuppen auf die Schultern abfallen lässt. Schuppenflechte kann auch die Nägel, Hände und Füße betreffen und so auch funktionelle Beeinträchtigungen mit sich bringen.
Welche Formen der Schuppenflechte gibt es?
Es gibt unterschiedliche Formen der Psoriasis. Aber 90% der Betroffenen haben die chronische Plaque-Psoriasis. Das ist eine chronisch stabile Erkrankung, die nicht sehr stark fluktuiert, also immer relativ gleichbleibt. Unterschiedlich dazu ist die Psoriasis guttata, die eher nach einem Infekt auftritt – mit lauter kleinen betroffenen Flächen, die dann nach dem Infekt wieder abheilen. Außerdem gibt es die Nagelpsoriasis, welche die Nägel betrifft und oft zu einer Beeinträchtigung der Greiffunktion führen kann. Als weitere Form der Schuppenflechte besteht die Psoriasis Arthritis mit versteifender und schmerzender Gelenksbeteiligung. Eine seltene Form ist die Psoriasis pustulosa, bei welcher die Patientinnen und Patienten vor allem an Händen und Füßen Pusteln bekommen, die mit Eiter gefüllt sind und sehr schmerzhaft sein können.
Ist Schuppenflechte ansteckend?
Die Schuppenflechte ist keine ansteckende Erkrankung, es ist keine Infektionserkrankung. Es ist eine Autoimmunerkrankung auf einer genetischen Basis und kann nicht übertragen werden.
Ist Schuppenflechte heilbar?
Die Schuppenflechte ist behandelbar, aber derzeit noch nicht heilbar, weil diese Anlage zur Ausprägung der Erkrankung nicht heilbar ist. Die genetische Disposition bleibt bestehen und wenn ein bestimmter Auslöser auf die Person trifft, bricht die Psoriasis aus. Das können wir leider noch nicht beeinflussen, aber heutzutage ist die Schuppenflechte sehr gut behandelbar. Wenn man mit der Behandlung aufhört, kommt es meist nach einer gewissen Latenzzeit zum Wiederauftreten der Erkrankung.
Gibt es spezielle Auslöser für das Auftreten der Erkrankung?
Auslöser sind oft Infektionen, psychische oder physische Stressfaktoren wie andere schwere Erkrankungen. In der Schwangerschaft sind die Schuppenflechte-Beschwerden bei manchen Betroffenen besser, bei manchen schlechter – das ist ein bisschen unvorhersehbar.
Ist Schuppenflechte vererbbar?
Die Schuppenflechte ist vererbbar, aber es ist kein regelmäßiger Erbgang – man kann nicht wie bei anderen Erkrankungen sagen, dass die Hälfte oder ein Viertel der Kinder diese Erkrankung erbt. Die Schuppenflechte kann auch Generationen überspringen, da sie unregelmäßig vererbt wird. Aber 30-50% der Betroffenen haben normalerweise irgendjemanden in der Familie, der eine Schuppenflechte hat. Es können auch weiter entfernte Verwandte wie die Großmutter oder die Großtante sein.
Wie wird Schuppenflechte diagnostiziert?
Die Schuppenflechte ist eine klinische Diagnose, sie hat eine sehr eindeutige Ausprägung und man erkennt sie anhand dessen, wie sie aussieht. Manchmal gibt es etwas Schwierigkeiten in der Abgrenzung zu Ekzemen, da kann eine Biopsie helfen und die Diagnose untermauern. Aber meistens ist es eine klinische Diagnose, oft sogar eine Blickdiagnose.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Es gibt sehr viele verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die sich an der Stärke der Ausprägung orientieren. Für etliche Formen genügt meistens eine Lokaltherapie mit Pflegesalben und wirkstoffhaltigen Salben mit Vitamin D oder Cortison. Die meisten Leute, die eine milde Ausprägung haben, kommen damit aus. Die nächste Therapiestufe ist eine Lichttherapie, denn die Schuppenflechte kann durch Sonnenlicht gut unterdrückt werden. Die Licht- und UV-Therapie wird bei niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen angeboten. Die dritte Stufe sind dann die Systemtherapeutika, also Tabletten oder neuerdings auch Spritzen, die direkt die Entstehung unterdrücken.
Welche Zukunftsaussichten haben Betroffene?
In der Gegenwart und in der nahen Zukunft ist es so, dass wir die Schuppenflechte ausgezeichnet behandeln können. Seit ca. 15-20 Jahren gibt es neue Medikamente, die Biologika, die direkt in die Entstehung der Psoriasis eingreifen. Die meisten Betroffenen können ein erscheinungsfreies Leben führen. Wir erhalten jedes Jahr neue Medikamente dazu, die auch in der nahen Zukunft die Behandlungsmöglichkeiten erweitern werden. In der fernen Zukunft gibt es vielleicht auch eine Gentherapie, um die Anlage für die Schuppenflechte zu behandeln, oder sie langfristig zu unterdrücken – da brauchen wir allerdings noch etwas Geduld.
Vielen Dank für das Gespräch.
Expert:innen-Gespräch online
Das Experten-Gespräch zur Schuppenflechte ist auch als Video auf der Website der tirol kliniken online.
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