Sebastian Tschaikner ist stellvertretender Pflegeleiter in der MZA-Notaufnahme der Innsbrucker Klinik. Also der Notaufnahme in der Anichstraße, im Norden des Areals. Im Gegensatz zur unfallchirurgischen Notaufnahme im Süden landen hier die „unblutigen“ Fälle. Herzinfarkte, Schlaganfälle, Rauchgasvergiftungen. An Wochenenden und Feiertagen auch Notfälle der Psychiatrie, Neurochirurgie, Augen-, Haut- und Frauenklinik. Anlässlich des Tags der Pflege am 12. Mai haben wir Sebastian zum Interview getroffen.
Wie kann man sich den Bereich vorstellen, in dem du arbeitest?
Es ist ein ambulanter Bereich. Wir verfügen auch über einen kleinen stationären Bereich, aber hier bleiben die Patienten maximal 24 Stunden. Das sorgt natürlich für besondere Abwechslung, es wird nie eintönig. Man hat jeden Tag mit neuen Menschen zu tun und lernt ständig was Neues. Das macht es natürlich spannend, in unserem Bereich zu arbeiten.
Anders als die unfallchirurgische Notaufnahme habt ihr es ja mit einem größeren Feld zu tun.
Das stimmt. Wir betreuen bis zu sieben Fächer (Neurologie, Innere Medizin, Haut, Augenheilkunde, Gynäkologie, Psychiatrie und Neurochirurgie). Gerade diese Abwechslung macht es natürlich besonders interessant. Zu uns kommen aber nicht nur Notfälle wie Reanimationen oder Schlaganfälle. Wir sehen auch viele Patienten mit „einfachen“ Beschwerden wie Husten, Heiserkeit – sogar wegen Zeckenbissen und Muttermaluntersuchen sind die Menschen bei uns im Wartebereich.
Wir von der Pflege sind für die sogenannte Manchester Triage – also die Ersteinschätzung zuständig. Das heißt, wir schauen, wie schlecht es einem Patienten geht, damit die dringenden Fälle immer am schnellsten drankommen. Für uns ist jeder Patient gleich wichtig, allerdings können wir nicht alle gleichzeitig versorgen. Wenn jemand mit einem „kleineren“ Problem kommt, dann kann es schon sein, dass er warten muss.
Warum hast du dich für diesen Job entschieden?
Ich wollte schon immer etwas mit direktem Menschenkontakt machen und nach der Matura habe ich zwischen Medizinstudium und Pflege geschwankt. Schlussendlich habe ich dann am AZW die Pflegeausbildung gemacht und diese Entscheidung nie bereut. Hier hat man noch mehr Kontakt zu den Menschen und das entspricht voll und ganz meinen Fähigkeiten.
Was sind die größten Herausforderungen in deinem Beruf?
Was unseren Job abwechslungsreich macht, ist auch gleichzeitig eine der größten Herausforderungen. Die Unplanbarkeit. Unsere Ressourcen sind schließlich immer die gleichen und mit diesen Ressourcen müssen wir unsere Patienten bestmöglich versorgen. Egal, ob gerade weniger los ist oder ein regelrechter Ansturm herrscht, wie zum Beispiel zur Grippezeit. Eine weitere Herausforderung ist die Organisation untereinander im Team. Und dann ist noch wichtig, genau die Patienten zu erkennen, die am schnellsten Hilfe brauchen. Nicht immer geht es dem am schlechtesten, der am lautesten schreit!
Was ist das Schönste am Pflegeberuf?
Das Schönste an meinem Beruf ist die immer wiederkehrende Erkenntnis, etwas bewegen zu können. Man ist in der Lage, eine Situation zu lösen und die meisten Patienten können in einem besseren Zustand nach Hause gehen. Wenn nicht, dann können wir zumindest dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern. Spannend ist auch die Teamarbeit. Oder kritische Situationen, wie Reanimationen. Wenn sie gut ausgehen, dann ist das natürlich ein Erfolgserlebnis. Oft sind es die kleinen Dinge, die besonders schön sind. Als junger Pfleger hab ich mich zum Beispiel um einen älteren Mann gekümmert, der wiederbelebt werden musste. Jahre später ist er wegen etwas anderem zu uns gekommen. Er selbst hat sich nicht mehr an die kritische Situation erinnert, aber für mich war es toll zu sehen, wie ausgezeichnet es ihm trotz der vergangenen Reanimation gegangen ist.
Wie ist es in den tirol kliniken zu arbeiten?
Gerade hier im Akutbereich spielt Teamwork eine elementare Rolle und das wird hier im Haus auch gut umgesetzt. Natürlich gibt es bei dieser Größe auch immer wieder Probleme, aber im Großen und Ganzen sind die Ressourcen vorhanden, damit unsere Patienten bestmöglich betreut werden können. Außerdem haben wir die Möglichkeit, viele eigenen Ideen einzubringen. Die Leitung nimmt diese Ideen ernst und viele Dinge, die in der Notaufnahme inzwischen gang und gäbe sind, waren ursprünglich Ideen von Mitarbeitern, die unsere Abteilung weitergebracht haben.