4,5 bis 6 Liter Blut fließen durch unseren Körper, an einem Tag werden von unserem Herzen bis zu 10.000 Liter Blut durch unsere Gefäße gepumpt. Das Blut übernimmt dabei zahlreiche lebensnotwendige Funktionen und ist im Blutkreislauf an vielen wichtigen Vorgänge beteiligt: Sauerstoff- und Nährstoffversorgung, Regulierung des Hormonsystems und der Körpertemperatur, Abtransport von schädlichen Stoffen. Nicht umsonst bezeichnet man Blut oft als „Elixier des Lebens.“
Anlässlich des Welt-Blutspende-Tages am 14. Juni haben wir mit Marco Amato, Facharzt für Transfusionsmedizin am Zentralinstitut für Bluttransfusion und Immunologische Abteilung am Landeskrankenhaus – Universitätskliniken Innsbruck gesprochen. Er erklärt, woraus unser Blut besteht, wie man es gesund hält und wie und wem man durch Blutspenden helfen kann.
Woraus besteht Blut?
Blut setzt sich im Wesentlichen aus 55% flüssigen und 45% festen Bestandteilen zusammen. Der flüssige Anteil, das Plasma, besteht hauptsächlich aus Wasser, Proteinen, Hormonen, und gelösten Gasen. Bei den festen Bestandteilen nehmen die roten Blutkörperchen mit 99% der Masse den größten Teil ein. Hinzu kommen noch die Blutplättchen und die weißen Blutkörperchen.
Wie funktioniert der Blutkreislauf?
Der Blutkreislauf ist das größte Transportsystem unseres Körpers. Dazu zählen das Herz, die Gefäße und natürlich das Blut. Durch den Blutkreislauf wird in erster Linie der Sauerstoff- und Nährstoff-Transport zu den Zellen sichergestellt. Außerdem reguliert er den Abtransport von „Abfallprodukten“ und schädlichen Stoffen, welche von unserem Körper wiederum auf unterschiedliche Wege ausgeschieden werden müssen (Lunge, Niere). Um die Versorgung der Zelle zu sichern, befindet sich ein dicht verzweigtes Netz aus Arterien, Venen und Kapillaren in unserem Körper. Zusammengenommen ergibt sich daraus eine Länge von weit über 100.000 Kilometern.
Was hat es mit den Blutgruppen auf sich?
Auf der Oberfläche eines roten Blutkörperchens befinden sich Zuckerstrukturen (Antigene), welche von der Membranoberfläche hinausragen. Je nach Zusammensetzung dieser Strukturen ergeben sich die unterschiedlichen Blutgruppen. Die gängigen Blutgruppen sind die Gruppen A, B, AB und 0.
Was tut dem Blut gut – wie hält man Blut gesund?
Eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung hält unser Blut wie auch unsere Gefäße gesund. Auch die tägliche, ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit ist für unseren Organismus und damit auch für unser Blut wichtig.
Blutverlust – ab wann wird es kritisch?
10-15% stellen in der Regel kein Problem dar und können durch unseren Körper schnell kompensiert werden. Sonst könnte man ja auch nicht Blut spenden! Bei einem akuten Verlust sieht man 20% des Blutvolumens, also ca. einen Liter als kritisch an. Spätestens bei 40% Blutverlust muss sofort eine Transfusion erfolgen, idealerweise mit Erythrozytenkonzentraten.
Wem können Blutspenden helfen?
Blutspenden können allen Personen helfen, die einen akuten Bedarf an Blutprodukten haben. Das kann zum Beispiel bei Operationen, Unfallopfern, Frauen bei Geburten oder Transplantations-Patienten der Fall sein.
Was passiert beim Blutspenden?
Beim Blutspenden wird eine Vene der linken oder rechten Ellenbeuge mit einer Nadel punktiert, anschließend werden 450 ml in den Blutbeutel gesammelt. Mit den Proben für die Testung der Blutgruppe, der Infektionsserologie etc. beträgt der Blutverlust bei einer Blutspende ca. 500 ml. Die Spende dauert ca. 15 Minuten, daran soll sich eine ca. 30-minütige Ruhephase anschließen, um zu trinken, zu essen und dem Kreislauf Zeit zu geben, den Volumens-Verlust auszugleichen.
Wie bereitet man sich am Besten aufs Blutspenden vor?
Für eine Blutspende ist vorab eigentlich sehr wenig zu beachten. Gesund sollte man sich fühlen, keinerlei Infekte in den Wochen vor der Blutspende durchgemacht haben. Dann sollte man ausgeruht und NICHT nüchtern zur Spende kommen. Es ist aber auch nicht ratsam sehr fettiges Essen vor der Spende zu sich zu nehmen.
Wie wird das gewonnene Blut weiterverarbeitet?
Es gibt verschiedene Methoden, um das Blut in seine Bestandteile aufzutrennen und daraus jene Produkte herzustellen, die für Patienten benötigt werden. Der Vorteil gegenüber der Übertragung von Vollblut ist, dass der Patient nur die Bestandteile erhält, welche er wirklich benötigt.
Eine Vollblutspende wird in den meisten Fällen gefiltert, um die Blutplättchen und die weißen Blutkörperchen zu entfernen. Anschließend wird das Blut zentrifugiert und die Erythrozyten vom Plasma getrennt. Auf diese Weise erhalten wir je ein Erythrozytenkonzentrat und ein Plasmakonzentrat. Wir können aber auch, ohne zu filtern, die Blutplättchen der Blutspender verwenden um daraus Blutplättchenpräparate herzustellen. Auch hierbei erhalten wie Erythrozytenkonzentrate, Plasmakonzentrate und Blutplättchenkonzentrate.
Wie lange sind Blutspenden haltbar?
Das kommt auf das Produkt, welches wir herstellen. Grundsätzlich wird Vollblut gespendet und danach aufgetrennt.
- Bei Erythrozyten sind es 42 Tage bei 4° C
- Bei Plasma sind es 2 Jahre bei -25°C
- Thrombozyten halten bei 22° C leider nur 7 Tage
Vielen Dank für das Interview.
Blut spenden und Leben retten
Blutspenden kann Leben retten. Nicht ohne Grund haben sich dieser und ähnliche Slogans in unseren Köpfen verankert. Alle 90 Sekunden wird das in Österreich Realität: nach Unfällen, Operationen oder Geburten retten Blutkonserven Leben. Mehr als 1.000 Stück werden täglich benötigt. Viele Personen wissen gar nicht, dass direkt am Areal der Innsbrucker Klinik die Möglichkeit besteht, Blut bzw. Thrombozyten zu spenden. Und das ist schade, denn mit wenig Aufwand kann dadurch vielen Menschen geholfen werden.
Das Institut für Bluttransfusion und Abteilung Immunologische Abteilung (kurz: Blutbank) an der Innsbrucker Klinik bietet Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 15.30 Uhr und Donnerstag von 11 bis 18.30 Uhr Termine für Thrombozyten-Spenden an. Nach einer einmaligen Vortestung (Dauer rund 15 Minuten, ohne Terminvereinbarung innerhalb der Öffnungszeiten möglich) kann ein Spende-Termin vereinbart werden. Die Thrombozyten-Spende dauert rund 2 Stunden, kann im Zwei-Wochen-Rhythmus getätigt werden und wird pro Spende mit einer Aufwandsentschädigung von 50 bis 60 Euro (je nach Zeitaufwand) belohnt.
Weitere Informationen sind auf der Website der Blutbank Innsbruck zu finden: https://blutbank-innsbruck.tirol-kliniken.at/