Haustiere sind für viele Menschen liebgewonnene Mitbewohner:innen und so manch eine:r vergisst dabei das Infektionsrisiko mit so genannten „Zoonosen“, also Infektionskrankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Dr.in Andrea Schroll, Oberärztin an der Univ.-Klinik für Innere Medizin 2 (Infektiologie), weiß, wie man sich und seine Familie schützen kann:

Was sind Zoonosen und warum sind sie ein Risiko im eigenen Zuhause?

Dr.in Andrea Schroll, Immunologin an der Univ.-Klinik für Innere Medizin II

Zoonosen sind Erkrankungen, die durch Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten oder Prionen zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Schätzungsweise gibt es um die 70 verschiedenen Zoonosen. Die gängigsten Haustiere sind bei uns Hund, Katze, Kleintier oder Ziervogel. Hier scheint die Infektionsrate mit gefährlichen Keimen eher gering zu sein und diese sind für gesunde Menschen oft nicht lebensbedrohlich. Allerdings können harmlose Keime bei immunsupprimierten Menschen, Schwangeren oder Kleinkindern auch ungewöhnlich schwer verlaufen.
Haustiere bringen auch sogenannte “Vektoren”, also Träger von gefährlichen Krankheitserregern, wie zum Beispiel Mücken oder Flöhe verstärkt in die Nähe von Menschen.

Wie können sich Menschen mit Zoonosen infizieren?

Die Übertragung von Zoonosen durch Haustiere kann auf verschiedene Arten erfolgen:

  • Durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, so führen etwa Kratzer oder Bisse zu bakteriellen Entzündungen oder Tollwut.
  • Durch indirekten Kontakt mit kontaminierten Gegenständen oder Ausscheidungen, so lösen zum Beispiel Schmierinfektionen Salmonellose oder Leptospirose aus.
  • Oder über sogenannte Zwischenwirte wie Zecken und Flöhe, wie unter anderem bei Borreliose;

Nicht alle Haustiere sind gleichermaßen potenzielle Überträger von Zoonosen – Säugetiere haben ein höheres Infektionsrisiko als andere Arten.

Welche Krankheiten können Haustiere auf den Menschen übertragen?

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Es gibt viele bekannte Beispiele für Zoonosen:

  • Salmonellen-Infektionen durch Reptilien oder Vögel
  • Pilze (Tinea corporis) durch enges Kuscheln mit der Hauskatze oder einem Nagetier
  • Toxoplasmose durch Kontakt mit Katzenkot
  • Leptospirose durch Kontakt mit infiziertem Urin von Hunden oder Nagetieren
  • Infektionen mit Tollwutviren
  • Leishmaniose, vor allem eine Reisekrankheit bei Hunden
  • „Schwimmbadgranulom“ von Aquarienwasser
  • verschiedene Arten von Würmern

Die Symptome sind je nach Art der Zoonose unterschiedlich und reichen von grippeähnlichen Symptomen, über Hautausschläge bis hin zu sogar lebensbedrohlichen Erkrankungen.

Welche Zoonosen verursachen Parasiten?

Eine der bekanntesten Zoonosen, die Parasiten verursachen, ist die Toxoplasmose, übertragen von Katzen. Diese Krankheit verursacht der Parasit „Toxoplasma gondii“. Diese Infektion ist besonders für Schwangere gefährlich, weil sie sich negativ auf das ungeborene Kind auswirkt.

Eine weitere wichtige parasitäre Zoonose ist die Echinokokkose. Diese Erkrankung wird durch den Fuchsbandwurm oder den Hundebandwurm ausgelöst und kann schwere gesundheitliche Probleme beim Menschen verursachen. Auch der Spulwurm, übertragen von Hund und Katze, kann eine Zoonose auslösen, wenn er vom Tier auf den Menschen gelangt.

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Sind FSME und Borreliose Zoonosen?

Ja. Hauptsächlich Zecken übertragen die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und der Borreliose. Besonders betroffen sind hierbei Wald- und Wiesenregionen, in denen die Zeckenpopulation besonders hoch ist. Oft tragen Hunde oder Katzen Zecken die Tiere in den Wohnbereich des Menschen, die Zecken gehen aber kaum direkt vom Tier auf den Menschen über.

Um einer Borreliose vorzubeugen, sollte man sich vor Zeckenbissen schützen und regelmäßig nach ihnen suchen. Im Falle eines Bisses empfiehlt es sich, die Stelle zu desinfizieren und gegebenenfalls eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Das FSME-Virus befällt das zentrale Nervensystem und hat schwerwiegende Auswirkungen bis hin zum Tod. Gegen FSME gibt es eine Schutzimpfung.

Wie kann man das Risiko einer Infektion minimieren?

Der Schutz vor Zoonosen beginnt bereits beim Kauf des Haustieres: Es sollte nur von seriösen Anbietern bezogen werden und bei Verdacht auf eine Infektion sollte man eine Tierärzten oder einen Tierarzt aufsuchen. Um das Risiko einer Infektion mit Zoonosen im Alltag zu minimieren, gibt es verschiedene vorbeugende Maßnahmen:

  • Eine der wichtigsten Maßnahmen ist eine gute Hygiene im Umgang mit Haustieren. Dazu gehört gründliches Händewaschen mit Seife nach dem Kontakt mit Tieren oder deren Ausscheidungen.
  • Beim Reinigen von Käfigen, Aquarien sowie Futternäpfen und Trinkgefäßen Handschuhe tragen.
  • Eine regelmäßige Desinfektion des Wohnbereichs und der Schlafplätze von Haustieren trägt zur Verringerung des Infektionsrisikos bei.
  • Sandkisten und Spielplätze zum Schutz abdecken.
  • Gegen manche Infektionen wie zum Beispiel Tollwut oder FSME gibt es Schutzimpfungen.
  • Darüber hinaus sollten Tierhalter darauf achten, dass ihre Haustiere regelmäßig entwurmt, geimpft und von der Tierärztin oder vom Tierarzt auf Ektoparasiten kontrolliert werden. Ein regelmäßiger Besuch in einer Tierarztpraxis ist eine wichtige präventive Schutzmaßnahme gegen Zoonosen.

Gibt es besondere Risikogruppen?

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Alle Personen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko für eine Zoonose. Kinder und Schwangere gehören auch zu den besonderen Risikogruppen. Sie haben ein schwächeres Immunsystem und sind daher anfälliger für Infektionen. Besonders gefährdet sind Neugeborene und Säuglinge, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Schwangere sollten vorsichtig sein, da bestimmte Zoonosen, wie zum Beispiel die Toxoplasmose, negative Auswirkungen auf das ungeborene Kind haben können.

Was tun bei Verdacht auf eine mögliche Infektion mit einer Zoonose?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie oder jemand in Ihrem Haushalt möglicherweise eine Zoonose hat, ist es wichtig, sofort eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung kann das Risiko von Komplikationen verringern und die Ausbreitung der Krankheit verhindern. Es ist auch wichtig, alle Details über den Kontakt mit Tieren zu schildern, einschließlich welches Tier betroffen sein könnte und welche Symptome die Person zeigt. Die Ärztin oder der Arzt wird dann entsprechende Tests durchführen und eine geeignete Behandlung empfehlen. In der Zwischenzeit sollte man jeglichen direkten Kontakt mit Tieren vermeiden und dafür sorgen, dass die Haustiere getestet werden. Wenn sich herausstellt, dass ein Tier infiziert ist, muss es isoliert und gegebenenfalls behandelt werden. Eine schnelle Reaktion ist im Falle einer möglichen Infektion wichtig – sowohl für die eigene Gesundheit als auch zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung der Krankheit.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen finden Sie unter:

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH

Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz